Nicolai Helius CC 2001

 

Den Rahmen des Helius habe ich von Bicycles.de als Ersatz für einen GT XCR 1000 Rahmen bekommen, bei dem das Hauptlager rahmenseitig irreparabel ausgeschlagen war. GT war zu dieser Zeit in Deutschland aufgrund finanzieller Probleme nicht vertreten.

 

Rahmen/Dämpfer:

Mein Rahmen ist ein 18-Zoll Rahmen von 2001. Der Hauptrahmen ist silbern eloxiert, der Hinterbau ist schwarz. Ich habe mir die Industrie-gelagerte Version ausgesucht.

Der Rahmen ist bekanntermaßen ein echter Viergelenker mit Horst-Link und spricht, ein gutes Federelement vorausgesetzt, supersensibel an. Außerdem ist der Hinterbau recht steif.

Optisch macht der Rahmen einen sehr rustikalen Eindruck. Die Schweißnähte sind zwar, wie von Nicolai gewohnt, fast perfekt, die Fräßteile lassen aber die Liebe zur Ästhetik vermissen. Ein Rahmen vom Maschinenbauer für Maschinenbauer.

Das ursprünglich verbaute RockShox Federelement taugte absolut nichts. Andauernd undicht, vor allem die Negativ-Kammer. Nach nicht allzulangem Einsatz flog das Ding dann im hohen Bogen raus und wurde durch einen Manitou Swinger 3-way 2003 ersetzt (ein kurzes Intermezzo mit einem DNM Stahlfederelement sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt). Super Funktion, spricht bei richtigem Setup sensibel an und unterdrückt trotzdem das Wippen den Hinterbaus sehr effektiv… Dicht ist es außerdem.

Einige Nachteile hat die 2001er Version, die zum Teil bei den Folgemodellen ausgemerzt wurden:

Das Schaltauge ist nicht austauschbar. Es ist zwar sehr massiv ausgelegt, aber wenn es wirklich mal verbogen ist, kann nur Kalle himself helfen.

Die Zugführung auf dem Oberrohr ist extrem scharfkantig. Ich hab mir daran schon die eine oder andere Bikehose zerfetzt. Die neueren Modelle haben die Zugführung an der Unterseite des Oberrohrs.

Der eloxierte Rahmen ist sehr schwer zu reinigen. Ganz sauber bekomme ich mein Bike auch mit chemischen Helferchen nicht.

 

Gabel:

Anfänglich hatte ich eine 1999er SID XC verbaut, die ich von einem anderen Bike abgebaut hatte. Relativ schnell hab’ ich aber gemerkt, daß erstens die Sid nix taugt (viel zu verwindungsanfällig, undicht) und zweitens so gar nicht zum Charakter des Helius paßt. Ich habe jetzt eine günstige Bomber montiert (MCR Coil oder so ähnlich). Die ist zwar relativ schwer, weil mit Stahlfeder, funktioniert aber tadellos. Ansprechverhalten 5 Sterne, Steifigkeit absolut top.

 

Steuersatz:

Keine Frage: King, was sonst… nie mehr was anderes!

 

Laufräder/Schnellspanner:

Das Vorderrad ist ein XTR von 2001 mit DT-Revos, Alu Nippeln, Mavic 517 Ceramic, radial gespeicht. Null problemo, für mich das ideale Vorderrad. Hab ich genau so bei meinem Zaskar verbaut. Leicht, haltbar und günstig.

Am Hinterrad hab ich eine Rohloff Speedhub verbaut. Die Felge ist ebenfalls eine Mavic 517, Alu-Nippel und DT Speichen sind selbstverständlich. Das Hinterrad ist aufgrund der Rohloff erstens saumäßig schwer und zweitens bocksteif (kurze Speichen, symetrisch eingespeicht).

 

Reifen:

Ich fahre meine altbewärten Schwalbe Black Light 2.1 und bin sehr zufrieden. Ausreichend Grip im Gelände, ob trocken oder naß, genügend Seitenhalt und akzeptables Abrollen auf Asphalt. Und das alles bei vertretbarem Gewicht (unter 1000g) für beide Reifen zusammen).

 

Schläuche:

Da bau ich ein, was gerade rumliegt. Momentan sind Schwalbe Schwalbe AV 14 A extra light verbaut.

 

Schaltung:

Nachdem ich dauernd Ärger mit Kettenklemmern hatte, hab ich meine XTR Kettenschaltung durch eine Rohloff Speedhub ersetzt. Da mein Rahmen kein speziellen Rohloff Ausfallenden hatte, mußte ich mir anders behelfen. Die Drehmoment-Abstützung findet mittels OEM-Achsplatte an der Scheibenbremsaufnahme statt. Bis jetzt hälts… Die Rohloff wird bei mir dem einfachen Laufradausbau zuliebe per externer Schaltbox bedient.

Meine Erfahrungen mit der Rohloff sind, sagen wir mal, durchwachsen. Pro und Kontra halten sich in etwa die Waage…

Ich habe mir die Speedhub nach reichlicher Überlegung (ist ja nicht ganz billig) angeschafft, nachdem ich wieder mal frustriert und nach einigen Kettenklemmern von einer Tour zurückkam. Nachdem ich festgestellt habe, dass auch im Internet die Speedhub nicht billiger zu haben war als in meinem Radladen, habe ich das Teil im Fachhandel bestellt und dort auch gleich einspeichen lassen.

Um es vorweg zu nehmen: Ich bereue diese Anschaffung nicht und würde sie jederzeit wieder tätigen. In der Praxis habe ich aber festgestellt, dass die Speedhub auch einige Nachteile gegenüber der Kettenschaltung hat:

Der erste Schock schon beim Abholen des Laufrades: Sau-schwer war das Teil. Der Gewichtsnachteil, den Rohloff mit ca. 400 g angibt, ist extrem positiv gerechnet, um nicht zu sagen, schlicht gelogen. Bei einem Fully, wo auf Kettenspanner nicht verzichtet werden kann und somit die Kettenlänge im Vergleich zu Kettenschaltung nur unwesentlich (2-4 Glieder) kürzer ist, pendelt sich das Zusatzgewicht bei ca. 700 g ein (die speziellen Speichen für die Rohloff gibt's leider auch nur als 2.0/1.8/2.0 und nicht, wie beispielsweise die DT Revos in 2.0/1.5/2.0).

Dieses Zusatzgewicht hat gleich drei spürbar negative Effekte:

Abgesehen vom Gewicht muss der Rohloff-Fahrer auch Zugeständnisse bei der Übersetzungs-Spreizung machen. Zwar behauptet Rohloff, diese sei mit 526% identisch zur 27 Gang Kettenschaltung. Das stimmt aber nicht ganz: Bei einer 12/32er Kassette und 22/44 Kettenblättern ergibt sich eine Spreizung von 533,3% für die Kettenschaltung.

Der Rohloff-Fahrer kann sich jetzt aussuchen, ob er am oberen oder unteren Ende der Übersetzung abstriche macht.

Ich habe mich dazu entschlossen die Übersetzung auf "Berg" zu trimmen und fahre deshalb ein 17er Ritzel mit einem 42er Kettenblatt und komme so im ersten Gang exakt auf die selbe Entfaltung (1.42 m) wie mit o.g. Kettenschaltungs-Kofiguration. Der 14. Gang ist jetzt 8 cm kürzer (7.47 m gegen 7.55 m) als der schnellste Gang der o.g. Kettenschaltung.

Als weiteren Nachteil muss die Geräuschentwicklung der Nabe, vor allem in den Gängen 5 und 7 erwähnt werden. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, allerdings bleibt das Gefühl, Kraft zu verschenken, bestehen. Rohloff sagt, das die Nabe ab 2000 km Laufleistung leiser wird. Bei mir war’s nicht der Fall...

Auch das "Mitdrehen" der Kurbel beim Schieben ist etwas nervig, da man sich ständig die Pedale in die Hacken haut...

Nun zu den Vorteilen:

Fazit: Für Marathons finde ich die Speedhub nicht geeignet. Weight-Watchers kann die Nabe nicht empfohlen werden. Sie ist einfach zu schwer.

Der Tourenfahrer allerdings, der mehr Wert auf Funktion als auf Gewicht legt, wird mit der Speedhub glücklich, zumal die Speedhub nahezu wartungsfrei ist. Nach der Schlammschlacht ein Eimer Wasser drüber und ein paar Tropfen Öl auf die Kette... das war's.

 

Kette:

Die HG90, ist günstig und hält ewig, zumal bei immer optimaler Kettenlinie, bedingt durch die Speedhub…

 

Innenlager / Kurbelgarnitur:

Ich fahr am Nicolai eine 2002er XT Octalink, allerdings mit nur einem Kettenblatt von TA (42 Zähne). Bis jetzt keinerlei Probleme.

 

Pedale:

Auch hier Shimano PD 747. Sicheres Ein- und Ausklicken, etwas schmutzempfindlich, top Lagerung…

 

Bremsen:

An so ein Bike gehört eine HS33, und nichts anderes! Absolut wartungsfrei, super Druckpunkt, robust… Einfach super! Leider etwas schwer, trotz Carbon Boostern.

 

Vorbau/Lenker:

Eine komplette Syntace Kombi. Vorbau Syntace Megaforce 256. Problemlos, wenn mit richtigem Drehmoment angezogen…

 

Hörnchen:

Tunes, des Gewichtes wegen. Allerdings ist die Klemmung der Tunes ziemlich mau, da die sehr fragilen Schrauben nicht ausreichend angezogen werden können (sonst dreht man den Inbus rund). Aufgrund der Dicke der Hörnchen ergonomisch sehr gut, man darf halt nur nicht zu sehr daran zerren, sonst verdrehen sich die Dinger.

Die Wandstärke der Hörnchen ist natürlich sehr gering. Fällt das Bike mal um und trifft mit dem Hörnchen einen Stein, sind die Hörnchen u.U. Schrott…

 

Lenkergriffe:

ODIs, schwer, haltbar, bequem…

 

Sattelstütze / Sattel / Sattelklemme:

Manche Leute können auf dem Selle Italia SLR nicht sitzen, ich find das Ding super bequem, paßt wohl gut zu meinem Hintern. Stütze: Tune Starkes Stück. Recht leicht, recht teuer. Klemmung funktioniert zusammen mit dem SLR bei mir super, allerdings gibt’s in diversen Foren Leute, die das Gegenteil behaupten…

Die orginale Sattelklemme von Nicolai hab’ ich durch Tune Würger verbaut. Super Funktion und Optik, leicht (31g) und recht teuer.

 

 

Zusammenfassung:

Das Bike fährt sich super-angenehm, ist allerdings mit seinen 12,95 kg (inclusive Pedalen, Flaschenhaltern und Hörnchen) nicht sehr spritzig. Bergauf und beim Tragen ziemlich langsam. Ein echtes Tourenbike halt, für den sportlichen Einsatz, hauptsächlich wegen der Speedhub nur bedingt einsetzbar, aber sehr robust.

 

Fazit:

Sympatischer Touren-Trecker