Etschtalradweg 17.-21.5.2008: Burgeis - Leifers

Etschtalradweg, 18.- 21. Mai 2008

Eignung:    

Streckenlänge: 172 km

Topographie: Der Etschtalradweg führt meist direkt entlang der Etsch, stetig bergab. Besonders die erste Etappe durchs Vinschgau hat insgesamt nennenswertes Gefälle. Gelegentliche Rampen und kürzere Anstiege sind natürlich in den Bergen nicht zu vermeiden und finden sich auch am Etschtalradweg. Eine Begleitperson, die ggf. helfend eingreifen kann, ist deshalb ratsam. Ab Bozen wird der Radweg dann flacher.

Die Streckenbeschaffenheit ist durchweg als gut zu bezeichnen. Einzig im Vinschgau gibt es noch ein paar kurze Abschnitte, die nicht asphaltiert sind.

Einkehrmöglichkeiten: Der Hauptradweg führt oft nicht durch die Ortschaften. Wer unterwegs einkehren möchte, muss deshalb kurze Abstecher in die Orte machen. Diese sind aber immer gut ausgeschildert. In den Ortschaften gibt's dann ausreichend Einkehrmöglichkeiten

Anreise per Bahn: Ist möglich. Ab Meran kann die Vinschger Bahn genutzt werden. Diese ist auch barrierefrei zu befahren. Von Meran bis Mals dauert die Fahrt ca. 45 Minuten. Burgeis, wo wir gestartet sind, ist per Bahn nicht erreichbar. Vom 4 km entfernten Mals führt aber ein gut ausgeschilderter Abstecher zum Radweg.

Anreise per Auto: Ca. 750 km von Köln aus, meist Autobahn, gut machbar in ca. 7 Stunden. Wenn man das kurze Stück Autobahn in Österreich (ab Imst)  meidet, kommt man ohne Autobahngebühr durch.

 

Übernachtungen:

Aparthotel –Garni St. Jakob, Burgeis

Hotel Johanneshof, Tscherms

Hotel Ideal Park, Leifers

 

Literatur

Bikeline-Führer Etschtalradweg. Dass das Höhenprofil unbrauchbar ist, wissen wir ja zwischenzeitlich. Ansonsten kommt man auch mit den im Internet verfügbaren Informationen gut zurecht. Die Einkehr-Tipps des Marco-Polo Reiseführers kann man getrost vergessen.

Beschilderung

Die Beschilderung entlang der Strecke ist vorbildlich. Einzig bei den Abstechern durch Bozen und Meran kann man sich etwas verfahren, weil hier die Beschilderung etwas undurchsichtig ist.

Tourenbericht

Endlich ist die kalte Jahreszeit vorbei und wir konnten uns wieder sportlich betätigen. Nach einigen kürzeren Ausflügen im Kölner Raum haben wir uns am 17.5.2008 zu unserer ersten Mehrtagestour 2008 aufgemacht. Zum ersten Mal sollte es ins Ausland gehen. Dazu hatten wir uns den Etschtalradweg von Burgeis nach Salurn ausgesucht. Ich war diesen relativ neu angelegten Radweg teilweise schon letztes Jahr im Rahmen einer Transalp gefahren und hatte damals schon den Entschluss gefasst, dass dieser Radweg, obwohl mitten in den Alpen, ideal für Handbiker wäre.

Britta hat wie immer die Vorbereitung bezüglich Buchung und Tourenplanung erledigt. Die Fahrt von Overath nach Burgeis gestaltete sich dank Übernachtung in Ulm recht problemlos und so kamen wir am 18.5. relativ zeitig und entspannt in Burgeis an. Von außen machten das Aparthotel-Garni St. Jakob einen alles andere als Rolli-freundlichen Eindruck, da das Hotel, wie in alpiner Umgebung nicht ungewöhnlich, an eine steile Bergflanke gebaut ist. Dieser Eindruck bestätigte sich aber glücklicherweise nach Betreten des Hotels nicht. Dusche, Bad, Zimmer und Frühstücksraum waren weitgehend barrierefrei gestaltet, und so kamen wir gut zurecht.

Angesichts der frühen Tageszeit hatten wir beschlossen, das Auto schon mal nach Meran zu bringen, um am nächsten Tag Zeit zu sparen. Ich bin also noch losgezogen, und habe das Auto am Bahnhof in Meran abgestellt. Zurück ging's mit der übrigens vorbildlich barrierefrei zu besteigenden Vinschger Bahn. Die letzten Kilometer von Mals nach Burgeis legte ich noch per Fahrrad zurück und kam pünktlich zum Abendessen dort an.

Das Abendessen nahmen wir in einem gemütlichen Restaurant in Burgeis ein und genossen dort die regionalen Spezialitäten, bevor wir müde und voller Vorfreude auf die kommenden Tour ins Bett fielen.

Erste Etappe, 19.5.2008, von Burgeis nach Tscherms,  75,6 km, 95 hm

Nach dem Aufstehen und Frühstücken haben wir uns dann relativ früh auf den Weg gemacht. Das Wetter war leider alles andere als angenehm. Dauerregen stellte sich ein, dazu war es mit 6°C recht schattig. Über die herrschende Temperatur habe ich Britta wohlweislich erst später informiert.

Der Einstieg in den Radweg war relativ einfach zu finden. Unterhalb des imposanten Klosters ging's durch die Burg Burgeis auf einer Achterbahn-ähnlichen Bergabstrecke auf gut geteerter Strecke Richtung Meran. Einzig die Hinterlassenschaften des örtlichen Milchviehs bremste ab und an unseren Vorwärtsdrang, zumal wir in tieferen Gefilden auf höhere Temperaturen hofften. Durch üppige Obstplantagen ging's stetig abwärts Richtung Meran. Da die Obstplantagen selbst bei Regen zünftig bewässert werden müssen, und dabei auch der Radweg mit einem imposanten künstlichen Regenschauer beaufschlagt wurde, mussten wir auch in den kurzen Regenpausen nicht auf die inzwischen lieb gewonnene kalte Dusche verzichten.

Etwas besser wurde das Wetter dann in Latsch. Zudem waren nun auch die Temperaturen auf ein erträgliches Maß gestiegen. In Latsch wollten wir eigentlich eine kleine Rast machen, aber das Eiscafe unserer Wahl hatte geschlossen, und so entschieden wir und zur Weiterfahrt nach Meran.

Etwas flacher führt der zumeist geteerte Weg entlang der Etsch und durch Apfelplantagen. Auch die Form der Exkremente auf dem Radweg hat sich zwischenzeitlich von fladenförmig zu apfelförmig geändert, da der Radweg auch von dem einen oder anderen Reiter frequentiert wird.

Ab Castellobello, wo man am Fuße eines schönen alten Castellos (des Castellobellos eben) und leider etwas entlang der Straße fährt, geht es dann wieder etwas steiler bergab. Dieser Weg ist auch geteert, hat aber eine ausreichend verdichtete Schotteroberfläche und stellt für Handbiker deshalb kein Problem dar. Die letzten Kilometerchen nach Meran muss man dann auf einer recht wenig frequentierten Landstraße absolvieren.

Die in Latsch ausgelassene Pause holten wir dann in Meran nach. Zum Glück hatte der Biergarten ein Sonnendach, da es mittlerweile wieder anfing zu regnen. Einen kurzen Stadtrundgang ließen wir und trotzdem nicht nehmen, bevor wir die letzten 8 km nach Tscherms in Angriff nahmen. Es dauerte etwas, bis wir den Radweg wieder fanden und wir ersparten uns angesichts des relativ niedrigen Verkehrsaufkommens auf der Straße die beschilderten Abstecher durch die Weinberge und kamen recht schnell in unserem Domizil für die Nacht, dem Hotel Johanneshof an. Das Hotel verfügt über ein Rolli-gerechtes Zimmer. Bevor wir dieses allerdings in Beschlag nahmen, mussten wir erst einmal Brittas Rolli vom gröbsten Dreck befreien. Dazu besorgten wir uns vom Hotelpersonal Eimer und Lappen. Nachdem die Räder verstaut waren, stand dann Duschen und ein etwas ausgiebigeres Waschprogramm von Brittas Rolli unter der befahrbaren Dusche auf dem Programm.

Ein kleines Nickerchen hat noch keinem geschadet, und als unsere knurrenden Mägen ein Weiterschlafen unmöglich machten, zogen wir in die City, um nach etwas Essbarem zu fahnden. Das war gar nicht so einfach, aber nach ein paar Sackgassen fanden wir endlich die einzige Pizzeria im Ort. Von der letzten Transalp wusste ich noch, dass man dort ganz passabel essen kann. Allerdings waren wir nicht die Einzigen, die das wussten, und so mussten wir uns erst mal am Tresen gedulden, bis ein Tisch frei wurde. Das Essen war dann in der Tat sehr gut, und müde und zufrieden machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel, wo wir eine ruhige und erholsame Nacht verbrachten.

Zweite Etappe, 20.5.2008, von Tscherms nach Leifers, 52,2 km, 82 hm

Der erste Blick aus dem Fenster verriet schon, dass sich das Wetter heute etwas am Riemen reißen sollte. Zeitweise linste sogar die Sonne durch die Wolkenfetzen, und so machten wir uns motiviert auf zum Frühstücksbuffet, welches recht gut und reichhaltig war. Die frischgeladenen Akkus von Brittas Handbike waren schnell aufgesattelt und ab ging's, zuerst ein paarhundert Meter auf der Straße durch Tscherms und dann auf den gut ausgebauten und ausgeschilderten Radweg Richtung Bozen. Der Radweg verläuft meist direkt an der immer breiter werdenden Etsch. Wir genossen die frühsommerlichen Temperaturen und die üppige Vegetation und folgten dem Radweg bis Bozen, wo die Etsch auf die Eissack trifft. Beide Flüsse zusammen bilden im weiteren Verlauf die Etsch, wobei die Eissack rein optisch eigentlich der breitere Fluss ist. Wie dem auch sei, wir bogen links vom Etschtalradweg ab, um einen Abstecher nach Bozen zu machen. Leider haben wir uns auf dem Weg durch die Vorstädte Bozens etwas verfranzt, dabei wäre es eigentlich ganz einfach gewesen, immer an der Eissack entlang zu radeln. Trotzdem haben wir die City auf ein paar Umwegen erreicht. Bei immer noch schönem Wetter haben wir die Räder abgestellt und uns auf Erkundungstour durch Bozen gemacht. Zum Abschluss der Sightseeing-Tour haben wir uns noch eine Erfrischung in einem Biergarten gegönnt, bevor wir unsere Räder sattelten und uns auf die letzten Kilometer nach Leifers machten. Der Weg zurück bis zum Zufluss der Etsch gestaltete sich dann auch deutlich einfacher, weil wir uns an die Radwegbeschilderung entlang der Eissack hielten. Dann mussten wir die Etsch überqueren und ca. 2 km auf der Straße nach Leifers radeln, wo wir für die folgenden zwei Nächte im Hotel Ideal park ein rolli-gerechtes Zimmer gebucht hatten. Das Zimmer war dann auch in der Tat recht rolli-freundlich und so kamen wir dort sehr gut zurecht. Nachdem wir uns häuslich niedergelassen hatten, habe ich mich per Rad und Zug nach Meran aufgemacht, um das Auto nach Leifers zu holen. Britta hat derweil auf der schönen Dachterrasse des Hotels gelesen.

Weil uns Leifers als Ort schon beim ersten Eindruck nicht wirklich begeistern konnte, beschlossen wir, das Abendessen in Bozen einzunehmen. Der Restaurant-Tipp aus dem Marco-Polo Reiseführer erwies sich allerdings ziemlicher Flop und Touristen-Nepp. Egal, satt gemacht hat es trotzdem, die recht hohen kulinarischen Erwartungen (immerhin sind wir in Südtirol) wurden aber bei weitem verfehlt.

Auf dem Rückweg kündigte sich schon an, dass das Wetter für den nächsten Tag schlechter werden würde. Trotzdem haben wir eine ruhige und erholsame Nacht verbracht.

 

21.5.2008, Ruhetag

Angesichts des schlechten Wetters haben wir uns entschlossen, heute einen Tag Pause einzulegen und die Region per Auto und Wanderungen zu erkunden.

 

 

 

Dritte Etappe, 22.5.2008, Leifers-Salurn-Leifers, 45,1 km, 35 hm

Das vergleichsweise lausige Frühstück konnte uns die Laune nicht vermiesen, da der Blick aus dem Fenster zumindest trockenes Wetter, zeitweise sogar Sonne versprach. Das Auto war relativ schnell gepackt und so machten wir uns auf zur Etsch, wo wir unsere letzte Etappe angehen wollten. Einen passenden Parkplatz haben wir schnell gefunden. Los ging's auf gut asphaltiertem Radweg direkt entlang der Etsch. Erstaunlicherweise war sogar die nahe gelegene Autobahn fast nicht wahrzunehmen. Die Kulisse der teilweise steil aufragenden Felswände am Rande des Etschtals ist schon sehr beeindruckend, zumal der Radweg im Gegensatz zur alpinen Umgebung fast keine Steigungen aufweist.

Salurn liegt an der Sprachgrenze. Südlich von hier wird also italienisch gesprochen. Das war allerdings nicht der Grund dafür, dass wir hier umkehrten, logischerweise nicht, ohne einen Kaffee am Marktplatz zu trinken. Der Rückweg nach Leifers  eröffnete, obwohl wir denselben Weg zurückradelten, ganz neue Perspektiven und war deshalb alles andere als langweilig.

Das Equipment war rasch im Auto verstaut, und angesichts der noch frühen Tageszeit machten wir uns auf nach Marling, wo wir erforschen wollten, ob der Walweg oberhalb von Meran rolli-tauglich ist.

 

Der Waalweg in Marling

Streckenlänge: Für Rollis ca. 5 km begehbar

Eignung:                 

Topographie: Bedingt durch die Funktion der Waalwege sind auf diesen Wegen keine großen Höhenunterschiede zu finden. Die Oberfläche ist verdichteter feiner Schotter und mit dem Rolli gut machbar.

Einkehrmöglichkeiten: Es gibt entlang der Strecke zwei Wal-Schänken, wo einfacher Wein aus der Region und kleine Snacks eingenommen werden können.

 

 

Waalwege sind Wege, die entlang Bewässerungskanälen, den so genannten Walen, zur Wartung und Bedienung eben dieser angelegt wurden. Weil das Wasser auch in Südtirol selten berauf fließt, vermuteten wir, dass diese Wege relativ höhengleich verlaufen müssten, und, entsprechende Breite vorausgesetzt, per Rolli machbar sein sollten.

Die steile Zufahrt zum Einstieg in den Waalweg verhieß allerdings nichts Gutes. Ein Parkplatz am Einstieg war schnell gefunden und so machte ich mich als Fußgänger erst einmal solo auf Erkundungstour. Der Weg schien betreffend Beschaffenheit und Breite gut für Brittas Rolli geeignet zu sein. Deshalb habe ich Britta vom Auto abgeholt und wir haben einen schönen Spaziergang von ca. 6 km gemacht. Der Waalweg über Meran bietet einen tollen Ausblick auf die Stadt und auf das Etschtal. Außerdem bieten am Wegrand angebrachte Infotafeln viele interessante Informationen über die Geschichte der Waalwege in Südtirol.

Der Weg zurück zum Auto führte uns vorbei an einer kleinen Weinkneipe, in der auch schon Hansi Hinterseer abgestiegen war. Zum Beweis hat der Wirt das Innere seiner Kneipe mit entsprechenden Bildern tapeziert. Die Weinkarte bot exakt zwei Weine zur Auswahl, nämlich rot und weiß. Wir entschieden uns für rot und genossen auf der Terrasse Wein, Ambiente und Aussicht auf Meran. Den Waalweg bei Marling können wir für Rollipiloten mit Begleitung durchaus empfehlen. Nach ca. 2,5 km in beide Richtungen vom Startpunkt aus ist allerdings Schluss mit Rolli-Tauglichkeit. Dann wird der Weg erstens schmaler und zweitens die Oberfläche sehr uneben.

 

Fazit:

Die Etschtal-Tour war wieder eine tolle Tour und ist durchaus tauglich für Handbike-Fahrer. Steigungen sind selten und es geht, vor allem von Burgeis nach Meran, hauptsächlich bergab. Der Belag ist im Großen und Ganzen gut, meist asphaltiert. Beim nächsten Mal würden wir uns etwas besseres Wetter wünschen…

Es ist schon etwas Besonderes, sich mit dem Handbike in alpiner Umgebung zu bewegen. Wer die Berge mag, sollte sich diese Tour nicht entgehen lassen.

Britta's Stricker Handbike hat wieder zuverlässig seinen Dienst verrichtet und hat mittlerweile schon über 4000 km auf dem Buckel.

Die dicken Akkus haben wieder toll funktioniert und wir mussten nie auf die kleineren Reserve-Akkus ausweichen.

 

 

Die nachten Zahlen

 

 

 

Übersichtskarten:

Etappe1

Etappe 2

Etappe 3