Iller-Radweg, August 2007

 

Eignung:                   

Streckenlänge: 165 km

Topographie: Meist flach auf den Etappen 1 und 3. Zwischen Kempten und Memmingen geht's durchs Allgäu. Entsprechend knackige Steigungen sind demzufolge durchaus vorhanden, manche davon sind derart steil, dass das Handbike ohne Radstandsverlängerung an die Traktionsgrenze kommt. Der Weg verläuft außerdem meist auf geschotterten Wirtschaftswegen und muss demzufolge für Handbikes als nicht uneingeschränkt geeignet eingestuft werden.

Einkehrmöglichkeiten: Biergärten sind entlang der Strecken leider Mangelware. Außer in den größeren Ortschaften findet man kaum passende Einkehrmöglichkeiten. Mit Getränken kann man sich lediglich an Tankstellen eindecken.

Anreise per Bahn: Normalerweise gibt es eine direkte Bahnverbindung zwischen Ulm und Oberstdorf. Allerdings war diese bei unserem Reisetermin aufgrund von Gleisbauarbeiten nicht verfügbar. Wir sind deshalb mit dem Auto angereist.

Anreise per Auto: Ca. 580 km von Köln aus, meist Autobahn, gut machbar in ca. 6 Stunden. Kostenlose Parkmöglichkeiten gibt's in Fischen am Kurhaus. Dort gibt's auch ein paar Rolliparkplätze

Übernachtungen:

Hotel Fürstenhof, Kempten

Hotel Weißes Ross, Memmingen

Literatur

Wieder haben wir uns auf den BikeLine-Führer verlassen und wieder haben wir uns über das nahezu unbrauchbare Höhenprofil geärgert. Ansonsten findet man in der Ausgabe "Illerradweg" brauchbares Kartenmaterial und die eine oder andere nützliche Zusatzinformation zur Streckenbeschaffenheit und zu den an der Strecke gelegenen Ortschaften.

Beschilderung

Die Beschilderung entlang der Strecke ist im Großen und Ganzen recht brauchbar. Allerdings ist die erste Etappe zwischen Fischen und Kempten etwas dürftig beschildert. Dort waren wir ganz froh an unserem GPS-Navi, das uns auch dort zuverlässig den Weg wies.

 

Tourenbericht

Während eines Besuchs in Ulm im Sommer diesen Jahres waren wir eines Sonntags auf dem Illerradweg unterwegs. Da uns die Landschaft entlang der letzten Kilometer der Iller vor der Mündung in die Donau sehr gut gefallen hat, wurde die Idee geboren, einmal den gesamten Radweg von Oberstdorf bis Ulm unter die Räder zu nehmen. Obwohl wir wussten, dass der Radweg meist nicht asphaltiert ist, machten wir uns über die Wegbeschaffenheit keine großen Gedanken.

So packten wir am Freitag, den 24.8.2007 wieder mal unsere sieben Sachen und fuhren mit dem Auto über Stuttgart los nach Beimerstetten. Britta hatte in Stuttgart noch einen geschäftlichen Termin und ich vertrieb mir die Zeit in Stuttgart mit einer kleinen Radtour durch die Cannstatter Weinberge. Danach ging's weiter nach Beimerstetten, wo wir bei meinen Eltern Zwischenstation machten.

Diesmal wollten wir nicht alleine radeln. In Begleitung meiner Eltern machten wir uns also am nächsten Tag mit dem Auto auf nach Oberstdorf. Unser eigentlicher Plan, mit der Bahn von Ulm nach Oberstdorf zu fahren, wurde von der Bundesbahn durchkreuzt, die just an diesem Wochenende die Strecke zwischen Kempten und Oberstdorf wegen Gleisbauarbeiten mit Schienenersatzverker bediente. Da wir unseren ganzen Krempel nicht in einen Linienbus verfrachten wollten, blieb nur das Auto zur Anreise.

Da die Parkmöglichkeiten in Oberstdorf nicht besonders vielfältig sind, haben wir beschlossen, auf die ersten 5 km des Radwegs zu verzichten und in Fischen zu parken. Dort gibt es am Kurhaus kostenfreie Parkplätze. Um ca. 11:30 Uhr hatten wir dort unsere Räder gesattelt und es konnte losgehen.

 

1. Etappe, 25.8.2007, von Fischen nach Kempten, 42,2 km, 155 hm

Nach einer Stärkung aus Mutters Proviant-Reserven machten wir uns auf die Suche nach dem Radweg, welcher auch schnell gefunden war, da er entlang der Iller direkt durch Fischen verläuft. Allerdings war wegen Bauarbeiten der eigentlich vorgesehene rechte Uferweg gesperrt, und so mussten wir auf die linke Illerseite ausweichen. Zunächst klappte dies auf gut verdichtetem Schotterweg auch recht gut, bis sich vor uns dann kurz vor einer schmalen Illerbrücke eine steile, schmale Rampe auftat. Mit Hilfe von Fußgängern und mit einigen Zittern und Bangen bei der steilen, wurzelverblockten anschließenden Abfahrt haben wir diese Hürde dann aber gut bewältigt.

Weiter ging's dann über die Iller auf die originale Radstrecke nach Sonthofen und von dort aus relativ problemlos Richtung Kempten, immer entlang der Iller und vor dem beeindruckenden Alpenpanorama am Fuße des Grünten.

Vor Kempten machten wir uns in Ermangelung einer passenden Einkehrmöglichkeit über die letzten Essensvorräte meiner Mutter her. Landjäger, Brot und Gemüse verliehen uns neue Kräfte für die letzten Kilometer nach Kempten. Kurz vor Kempten gab's dann endlich wieder ein paar Kilometer Asphalt, allerdings waren dort auch ein paar Steigungen zu bewältigen. Trotzdem sind wir mit dem dicken Akkusatz ausgekommen und mussten den kleinen Ersatzakkusatz nicht auspacken.

Das Hotel Fürstenhof ist sehr gut ausgeschildert. Wir wussten schon im Vorfeld, dass der Fürstenhof nicht über barrierefreie Zimmer verfügt und so waren wir mental entsprechend vorbereitet. Ansonsten ist der Fürstenhof eine recht gute Adresse, auch für Rollifahrer in Begleitung eines Fußgängers. Unser Zimmer war sehr geräumig und das Hotel verfügt über einen Aufzug. Einzig zum Frühstücksraum sind 3 Stufen zu überwinden. Die sanitären Einrichtungen sind allerdings nicht rolligerecht. Wir sind aber trotzdem recht gut klargekommen.

Nachdem wir Brittas Rolli vom gröbsten Staub befreit hatten, machte ich mich per Fahrrad auf nach Fischen, um das Auto zu holen, während sich Britta mit meinen Eltern auf die Suche nach einem Spagetti-Eis machte. Dieses Ansinnen war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Nachdem ich so gegen 19:30 Uhr zurück in Kempten war, gingen wir noch gemeinsam Essen. Nach einem gemeinsamen Spaziergang durch die Altstadt von Kempten betteten wir uns gegen 22:30 Uhr zur Ruhe.

Kaum lagen wir in den Federn, dröhnte ein markerschütternder Radau durch die Zimmer. Feueralarm. Im ganzen Hotel brüllten die Rauchmelder durch die Flure und binnen 10 Minuten versammelten sich etliche aufgebrachte Hotelgäste an der Rezeption und versuchten dem einigermaßen verzweifelten Hotelpersonal mit gut gemeinten Ratschlägen den letzten Nerv zu rauben. Schnell war klar, dass es sich um einen Fehlalarm handelt, aber abstellen lies sich das Getöse erst, als nach gefühlten Stunden (es waren wohl eher 20 Minuten) die Feuerwehr eintraf und dem Spuk ein Ende bereitete. Einzig meine Eltern hatten aus uns unbegreiflichen Gründen davon nichts mitbekommen.

 

2. Etappe, 26.8.2007, von Kempten nach Memmingen, 48,1 km, 346 hm

Trotz der nächtlichen Ruhestörung erwachten wir relativ ausgeruht und machten uns auf zum Frühstück. Die besagten 3 Stufen zum Frühstücksraum überwanden wir relativ problemlos und das Frühstück war, bis auf die nicht ganz frischen Brötchen, in Ordnung.

Das sehr grobe Höhenprofil im BikeLine-Führer prophezeite für den heutigen Tag ein paar leichte Steigungen, da der Radweg nicht, wie am Vortag, über die ganze Strecke Illernah verlief. Zunächst allerdings ging's am Fluß entlang. Die Auffahrt nach Altusried haben Britta und ich wegen der geringeren Steigung auf der Straße bewältigt, während meine Eltern auf dem Radweg weiterfuhren. In Altusried trafen wir uns wieder und dachten eigentlich, für heute die schlimmsten Steigungen bewältigt zu haben. Wie sich später herausstellen sollte, war dies allerdings ein Irrtum.

Weiter ging's zum Illerbruch samt Ruine Kalden (erbaut von den Pappenheimern) kurz hinter Altusried. Diesen haben wir uns von einem Aussichtsplatz angesehen, bevor wir weiter nach Maria Steinbach radelten. Im Schatten der beeindruckenden Barock-Kirche fanden wir einen Biergarten, wo wir unseren aufgrund des tollen Wetters großen Durst löschten, bevor wir in Illerbeuren auf einer ausgedienten Bahnbrücke, und nicht per Fußgängerfähre, wie ursprünglich geplant, die Iller überquerten.

Was nun folgte, war eher eine Trans-Allgäu-Tour als eine Flussradwanderung. Die Allgäuer Voralpenlandschaft zeigte sich zwar bei super Wetter von ihrer besten Seite, trotzdem sind die naturgemäß relativ deftigen Steigungen für Handbikefahrer nicht übermäßig geeignet. Trotzdem haben wir auch diese Hürde gut gemeistert. Der offizielle Illerradweg führt westlich an Memmingen vorbei. In Ermangelung einer passenden Übernachtungsmöglichkeit direkt am Radweg verließen wir diesen in Kardorf und bogen rechts nach Hitzenhofen und dann weiter nach Memmingen ab. Dort kamen wir gegen 16:00 Uhr an, wo wir im Hotel "Weißes Ross" zwei Doppelzimmer reserviert hatten. Auch heute genügte uns trotz der vielen Steigungen der große Akkusatz an Brittas Handbike. Dieser hatte sogar noch einige Reserven.

Angeblich war eines der beiden Zimmer im Weißen Ross "barrierefrei". Außer einem Griff an der Toilette war davon aber nichts zu merken. Zwar war das Zimmer ausreichend groß, die Tür zum Badezimmer aber recht schmal. Brittas schmaler Rolli (Sitzbreite 40 cm) hat trotzdem gerade so durchgepasst und mit einiger Akrobatik haben wir es auch geschafft, in der nicht befahrbaren Dusche zu duschen. Auch die Betten waren nicht erhöht.

Wieder frisch machte sich Britta mit meinen Eltern auf Stadtbesichtigung (diesmal mit dem ersehnten Spagetti-Eis), während ich mit der Bahn nach Kempten fuhr, um unser Auto nach Memmingen zu holen. Als ich gegen 19:00 Uhr zurück war, hatten meine Eltern und Britta schon eine passende Lokalität fürs abendlichen Dinner ausgesucht. Hungrig haben wir uns dort auch gleich gestärkt. Danach machten sich meine Eltern auf zur Nachtruhe. Britta und ich gönnten uns noch ein Gläschen Rotwein auf der Terrasse unseres Hotels, bevor auch wir uns zur Nacht betteten.

 

3. Etappe, 27.8.2007, von Memmingen nach Beimerstetten, 75,1 km, 246 hm

 

Das Frühstück war einem Haus dieser Preisklasse eigentlich nicht würdig. Wir haben es trotzdem genossen, da diesmal zumindest die Brötchen frisch waren. Die Klamotten waren schnell zusammengepackt und so ging's diesmal schon vor 10:00 Uhr auf die Strecke. Zunächst galt es, die ca. 6 km zurück zum Illerradweg zu meistern. Auf straßenbegleitenden Radwegen fuhren wir auf Asphalt über Buxheim bis nach Egelsee, wo wir wieder auf die Iller trafen. Dort ging's weiter auf der ausgeschilderten Strecke, meist auf Schotter, manchmal recht grob und holperig. Ein paar Kilometer ging's dann auf Asphalt entlang des Illerkanals, bevor wir bei Kellmünz wieder auf Schotter entlang der Iller Richtung Sinningen fuhren. Nach einigen Kilometern hatten wir von der Schüttelei trotz der schönen Landschaft die Nase voll, und beschlossen, für einige Kilometer den Iller-Radweg zu verlassen und uns anderweitig durchzuschlagen. Dies gelang auch recht gut und so machten wir gut Strecke, bevor wir uns kurz nach Senden in Ay wieder auf die Radwander-Route begaben. Im Biergarten Silberwald in den Illerauen, der uns von früher bekannt war (und auch schon bessere Tage gesehen hat), machten wir noch mal Rast bei Pressluftgehämmer, Kaffee, Kuchen und Bier für die Herren, bevor wir die letzten Kilometer auf jetzt feinerem Schotter in Angriff nahmen. Nach weiteren ca. 5 Kilometern mündet die Iller in die Donau. Wir überquerten die Donau und gelangten so auf die württembergische Seite. Danach wurstelten wir uns quer durch Ulm. Am Ortsausgang von Ulm spendierten wir Brittas Handbike noch mal frische Akku-Power, um die ca. 120 Höhenmeter nach Beimerstetten zu bewältigen. Mein Vater und ich verabschiedeten uns hier von meiner Mutter und Britta. Wir wollten mit der Bahn zurück nach Memmingen und von dort mit dem Auto nach Fischen fahren (um das Auto meiner Eltern zu holen). Meine Mutter und Britta machten sich derweil auf, per Fahrrad nach Beimerstetten zu fahren.

Leider gibt es am Bahnhof in Ulm keine Fahrradstation und so wurde der örtliche Warteraum gegen einen Obolus von 5 Euro zur Fahrradaufbewahrung umfunktioniert und ich konnte dort mein Fahrrad samt Hänger sicher abstellen. Die Auto-Rückhol-Aktion verlief dann reibungslos und so waren mein Vater und ich samt Fahrrad und Anhänger um 19:30 zurück in Beimerstetten, wo auch meine Mutter und Britta wohlbehalten ankamen und schon auf der Terrasse saßen.

Die Rückreise nach Overath gestaltete sich am nächsten Tag unproblematisch.

 

Die nackten Zahlen

 

 

Das Höhenprofil

 

Fazit

Alles in Allem wieder eine tolle Tour. Allerdings aufgrund der Streckenbeschaffenheit und der Höhenmeter am zweiten Tag nicht unbedingt handbike-kompatibel. Dafür entschädigt das tolle Alpenpanorama am ersten Tag und die Allgäuer Landschaft am zweiten Tag für die Mühen und Leiden. Da auch diesmal das Wetter wieder mitgespielt hat, waren wir auch diesmal sehr zufrieden mit der Strecke und unserer Leistung. Weitere Touren werden nächstes Jahr bestimmt folgen. Wir haben da schon die eine oder andere Idee….

 

GPS-Daten zum Download

Übersichtskarten

Etappe 1

 

Etappe 2

Etappe 3