Transalp 2017
14.7.
– 20.7.2017
Valfrejus (F) – Menton (F)
495
km, 14222 hm,7 Etappen
Auch dieses Jahr ist
die Packliste wieder um ein paar altersbedingte Ausrüstungsgegenstände länger
geworden, aber noch geht es ohne Gebissreiniger und Schnabeltasse.
„In Deinem Alter
musst Du Dir doch nichts mehr beweisen“, hört man gelegentlich besorgte
Mitmenschen sagen. Was für ein Blödsinn, schließlich will man ja wissen, ob das,
was letztes Jahr noch ging, auch ein Jahr später noch drin ist. Also haben wir
auch dieses Jahr wieder unsere Räder in die Alpen gekarrt. Gunther hatte eine
tolle Tour ausgearbeitet. Zum ersten Mal wollten wir die Westalpen unter die
Räder nehmen. Dort gibt es eine Menge Berge, deren Namen wir weder kannten noch
aussprechen konnten. Meine Teilnahme hat kurz vor dem geplanten Tour-Start aus
familiären Gründen noch ziemlich gewackelt, aber dank meiner Tante Gisela konnte
ich dann doch teilnehmen.
Bei
der Planung hat Gunther das Westalpen-Tour-Buch von Achim Zahn bemüht und zwei
Touren zu einer zusammengebaut. Ziel war es, eine Tour mit 7 Etappen vom Arctal
zum Mittelmeer zu basteln. Dabei war uns wichtig, so viele Übernachtungen wie
möglich in Italien einzuplanen, um dem kulinarischen Ödland Frankreich
wenigstens beim Abendessen zu entgehen. Mir allerdings hätte das eine oder
andere lukullische Fiasko ganz gut getan, weil ich mit gut zwei Kilo Übergewicht
an den Start ging.
13.7.17, Anreise
Leider musste ich
vor der Abreise noch ein paar Stündchen arbeiten, aber abgesehen von einem
kleinen Pendlerstau an der schweiz-französchischen Grenze liefen die fast 1000
km von Köln nach Valfrejus recht flüssig. Gunther und Seppl hatten etwas
Vorsprung und riefen zwischendurch mal an, um mir mitzuteilen, dass sich die
Idee, Maut zu sparen und von Genf nach Annecy über Land zu fahren, als nicht
ganz so grandios entpuppte. Deshalb entrichtete ich den französischen
Maut-Wegelagerern meinen Obolus und blieb auf der Autobahn. Vorbei ging es an
einigen von der Tour de France bekannten Alpenpässen, und um ca. 20:00 Uhr
erreichte ich unser Domizil für die erste Nacht in Valfrejus, wo Gunther und
Seppl schon ein halbe Stunde zuvor angekommen waren.
Valfrejus ist ein
rücksichtslos in die Alpen gebauter Skiort. So etwas bringen nur die
Franzosen fertig. Unsere angeblich für sechs Personen ausgelegte Ferienwohnung
Residence Les Chalets de Florence erwies sich schon für uns drei als grenzwertig
und war zudem etwas schmuddelig. Dafür war sie aber auch nicht billig. Wie dem
auch sei, etwas Besseres war im Ort nicht zu finden, und wir wollten uns ja hier
auch nicht auf Dauer niederlassen.
Im Ort haben wir uns
eine Pizzeria ausgesucht. Wir wurden zuvorkommend bedient und das Essen war auch
ok. Ein paar Bierchen später bummelten wir zurück in unsere Bleibe, wo wir uns
nach ein paar kleineren, platzschaffenden Umgestaltungen der Inneneinrichtung
gegen 23:00 Uhr zur Ruhe betteten.
14.7.17, Erste Etappe, Valfrejus -> Thures
68,4 km, 2093 hm
Um ca. 8:00 Uhr wurde geweckt. Die Empfehlung der Hausverwaltung betreffend
Frühstück war eine Kaschemme namens Celtic Bar. Nachdem wir das Etablissement
von außen in Augenschein nahmen, waren wir uns nicht so sicher, ob wir froh oder
enttäuscht waren, dass das Ding geschlossen war. Dumm nur, dass auch sonst so
ziemlich jede Kneipe zu war. Doch dann erspähten wir jemand mit einer
Brötchentüte. Wir fanden den dazugehörigen Bäcker, und dort gab
es
auch Kaffee. Die Belegschaft sprach weder Englisch noch Deutsch, und mit unserem
Französisch ist es auch nicht weit her, aber irgendwie konnten wir vermitteln,
dass etwas Butter und Marmelade ganz cool wäre. Der freundliche Bäcker brachte
uns das Gewünschte vor den Laden, wo wir im Freien frühstückten. Seppl machte
noch ein Bild vom Bäcker, bevor wir unsere Sachen zusammenpackten und um 9:30
Uhr abfahrtsbereit waren. Gunther hatte vorher noch mit der Hausverwaltung
ausgehandelt, dass wir unsere Autos auf dem Parkplatz der Anlage für gut eine
Woche parken dürfen. Freundlicherweise hat man uns das gestattet. Bevor es
endgültig losging, stand noch das obligatorische Gruppenbild auf dem Programm.
Außerdem ging Gunther kurz nochmal die Checkliste der wichtigsten
Ausrüstungsgegenstände durch. Als die Punkte „Personalausweis“ und
„Führerschein“ aufgerufen wurden, verstummte Seppl und verlor auch etwas an
Gesichtsfarbe. Er hatte diese Dokumente nämlich in seinem Auto in Deutschland
vergessen. Naja, immerhin hatten wir ja eine Woche Zeit, um zu überlegen, wie
wir dem Mietwagen-Verleiher in Menton davon überzeugen können, Seppl auch ohne
die benötigten Dokumente als Fahrer für den Mietwagen einzutragen… Seppl meinte,
das würde auch mit dem DAV-Ausweis funktionieren. Schauen wir mal…
Aber jetzt geht es
erst mal los. Noch hingen ein paar Wolken zwischen den Bergen, aber die
Vorhersage für die nächsten Tage war vielversprechend. Wir rollten aus dem Kaff
und erst einmal auf Asphalt, dann auf einem Schotterweg bergauf in Richtung Col
de Vallee Etroite (2434 m). Die letzten 30 Minuten auf dem Wanderweg zur
Passhöhe ging es dann nur noch auf Schusters Rappen voran. Je höher wir kamen,
umso sonniger wurde es, und oben angekommen präsentierte sich der Himmel fast
wolkenlos. Auch bergab war erst einmal Schieben angesagt, weil der Weg für uns
Bewegungs-Legastheniker zu steil und verblockt war. Nach etwa einer halben
Stunde wurde es dann aber etwas flacher und wir konnten aufsatteln. Seppl hat
sich vor lauter Freude darüber gleich akrobatisch vor zwei etwas beleibte
Wandergrazien geworfen. Die Showeinlage hat anscheinend nicht den gewünschten
Eindruck auf die Mädels gemacht, aber außer einer verbogenen Schaltung und ein
paar Kratzer an Schienbein und Ego auch keine bleibenden Schäden verursacht.
Weiter ging’s auf dem Wanderweg zum Rifugio I Re Magi, wo wir uns stärkten und
Seppl seine Schaltung wieder in die Ursprungsform bog. Bei der Probefahrt vor
der Hütte hat er sich dann gleich nochmal gelöffelt, um die Qualität seiner
Instandsetzung-Maßnahme zu überprüfen. Auch hier blieb der Applaus des auf der
Hüttenterrasse sitzenden Publikums aus. Nicht einmal ein paar Rennradler mit den
schicken weißen Tretern wussten seinen Einsatz zu würdigen.
Gestärkt
mit Nudeln und Minestrone fuhren wir weiter bergab, jetzt auf einer mehr
schlecht als recht asphaltierten Straße, die sich in steilen Serpentinen abwärts
und dann Tal auswärts nach Plampinet zog. Als die Straße besser wurde, konnten
wir ein paar Kilometer machen und unsere bis dahin etwas dürftige
Durchschnittsgeschwindigkeit etwas aufmöbeln. Ein schmales Asphaltsträßchen
bergauf führte uns zum Col de l'Echelle, wo wir die Straße und damit die vielen
Rennradler hinter uns ließen. Weiter ging es bei tollem Wetter über eine
Skipiste nach Saga Longa auf 1995 Meter. Zur Belohnung gab es oben erst einmal
ein Radler. Bei tollem Wetter fuhren wir dann weiter auf Schotter abwärts durch
die überwältigende Bergwelt der Westalpen nach Chabaud, begleitet vom Pfeifen
der Murmeltiere, die sich gelegentlich auch sehen ließen. Die letzten Kilometer
nach Thures führten uns auf kleinen Asphaltsträßchen durch urige Dörfer mit
uralten Häusern.
Da es in Thures nur
eine einzige Übernachtungsmöglichkeit gibt, hat Gunther schon vor der Tour ein
Zimmer für uns reserviert. Im Posta Tappa La Fontana angekommen, genossen wir
erst mal noch ein oder zwei Radler im tollen Garten des Rifugios, während der
Opa des Hauses nebenan unter Aufsicht des Enkels den frisch geernteten Salat aus
dem Bauerngarten fürs Abendessen putze.
Weil es im Garten so gemütlich war, musste uns die Hausherrin dann auch
ermahnen, uns endlich fürs Abendessen fertig zu machen. Wir hatten Halbpension
gebucht, und das Essen wurde in einem geschmackvoll restaurierten Gastraum
serviert. Es gab etliche Gänge mit allem was so dazugehört. Nur der Wein war
eher Marke „Bahndamm Nordhang“. Nach dem Essen entledigten wir uns unserer
Radklamotten und gönnten uns eine Dusche. Der vorher bestellte Kaffee war nach
dem Duschen natürlich kalt.
Dass die Hauskatze
sich nachts in unser Gemach verirrt hat und Gunther sie verjagt hat, habe ich
noch mitbekommen. Gunthers nächtliche Wasserflaschen-Spritz-Protestaktion gegen
mein angebliches Schnarchen entging mir allerdings, ebenso wie Gunthers Suche
nach einem alternativen Schlafplatz im leider belegten Nebenzimmer.
15.7.17, Zweite Etappe, Thures -> Pontechianale
79,6 km, 2637 hm
Weil heute zumindest
nach den technischen Daten zu urteilen die Königsetappe anstand, wollten wir
früh los. Das spärliche Frühstück verzögerte den Aufbruch nur minimal, und um
9:00 Uhr rollten wir auf einem schmalen Asphaltsträßchen bergab bis zu einem
Abzweig, wo wir die Straße verließen und einen zunächst sanft ansteigenden, dann
aber immer steiler werdenden Forstweg Tal auswärts fuhren. Gerade an der
steilsten Stelle hörten wir, wie sich von hinten ein Pulk von Geländewagen
näherte. Die 31 SUVs, jeweils mit martialischer Sahara-Ausrüstung,
Zahnarzt-Yuppie auf dem Fahrersitz und Blondinchen mit Paris-Hilton-Köter
daneben hüllten uns beim Überholen in eine dicke Wolke aus Dieselabgasen und
Staub. Am Ende des Tales holten wir die Lackaffen-Safari wieder ein. Für die
SUVs war hier kein Weiterkommen. Für uns ging es auf einem Wanderweg weiter
bergauf durch die wilde und eindrucksvolle Bergwelt, begleitet von Schwärmen von
Grashüpfern und Schmetterlingen.
Zwei
Stunden Schieben bis zum Übergang Col de Thures auf 2706 m brachten uns mächtig
ins Schwitzen, zumal der dicke Lorenz mächtig brannte. Zum Trocknen der
Klamotten haben wir uns oben erst einmal in die Sonne gelegt und die Ruhe und
die frische Luft genossen. Die Abfahrt über eine Wiese aus wildem Thymian war
teilweise fahrbar. Dann verlor sich der Weg immer mehr im Nichts. Endlich
erblickten wir in der Ferne einen Wirtschaftsweg. Das Problem dabei war nur,
dass die Rudimente, die wir für unseren Weg hielten geradewegs durch eine Malga
führte, und eben diese Malga von zwei kläffenden Bestien bewacht wurde. Gunthers
Sympathie für Kläffer im Allgemeinen und diese im Speziellen war unübersehbar,
und dass ich die Viecher nicht leiden kann, ist sowieso kein Geheimnis. Also
ließen wir uns möglichst unauffällig zurückfallen, um aus sicherer Entfernung zu
beobachten, wie die Hunde unseren Radkammeraden ohne Perso und Führerschein zur
Strecke bringen. Nach initialem Beschnüffeln hat sich das Viehzeug aber
zurückgezogen, sodass wir es wagten, Seppl in sicherer Entfernung auf den
rettenden Wirtschaftsweg zu folgen. Der Weg führte talwärts auf eine Straße,
welcher wir über Le Roux nach Abriès folgten. Da uns der Magen knurrte, machten
wir uns in dem schmucken Nest auf die Suche nach etwas Essbarem, was in
Frankreich bekanntlich eine Herausforderung ist, wenn man nicht gewillt ist,
einen dreistelligen Eurobetrag auf den Tisch zu blättern. Entsprechend lausig
waren dann auch die nackten Nudeln, die wir komplett ohne Soße, dafür aber mit
einer saftigen Rechnung bekommen haben. Beides, Nudeln und Rechnung, waren recht
schwer zu schlucken.
Es
war schon 15:00 Uhr und wir hatten gerade erst die Hälfte des Tagespensums
geschafft. Also rollten wir eilig die Straße nach Ville-Vieille hinunter, wo die
Straße zum Col Agnel abzweigt. Der vom Giro D‘ Italia bekannte Straßenpass führt
18 km und 1400 Höhenmeter bergauf. Es war noch sehr warm. Um 18:30 Uhr war es
dann endlich geschafft, der Col Agnel war besiegt. Oben tummelten sich
Rennradler und Motorradfahrer um das Gipfeldenkmal des 2744 Meter hohen
Grenzübergangs nach Italien, um dort ein Beweisfoto für die Daheimgebliebenen zu
machen.
Zwar lockte auf der
italienischen Seite eine rasante Abfahrt und genießbare Kost, allerdings zogen
vom Tal Nebelwolken auf und es wurde recht schattig. So beschlossen wir nach ein
paar Höhenmetern, wärmere Klamotten anzuziehen. Beim Wühlen nach der wärmenden
Garderobe im Rucksack müssen dann wohl unbemerkt meine Schlappen aus dem
Rucksack gefallen sein.
In Pontechianale
machten wir uns gleich auf die Suche nach einer Unterkunft. Die Dame an der
Rezeption unserer ersten Anlaufstelle war sehr hilfsbereit, konnte uns aber
zunächst kein Zimmer anbieten, weil wegen des Wochenendes alles ausgebucht war.
Trotzdem hat sie im Ort rumtelefoniert, um eventuell etwas für uns zu finden.
Diese Bemühungen waren aber leider nicht erfolgreich. Weil wir offenbar ziemlich
mitleiderregend aussahen, bot sie uns schließlich an, für die Nacht im
Personaltrakt ein Dreibettzimmer mit Etagendusche zu beziehen. Ob sie diese
Entscheidung bereut hat, als sie mit drei stinkenden Radfahrern mit dem recht
kleinen Aufzug in die dritte Etage fuhr, wissen wir nicht.
Nach dem üblichen
Hygiene-Prozedere machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Lokalität
fürs Abendessen. Wir fanden eine kleine, gemütliche Pizzeria. Das Essen dort war
recht gut. In der Hoffnung, dass sich ein Verzicht auf Alkohol positiv auf die
nächtliche Ruhe im Schlafgemach auswirkt, wurde ich für den Abend zur Abstinenz
verdonnert. Auch beim anschließenden Absacker an der Hotelbar war ich nur
Zuschauer. Als ergänzende Maßnahme hat sich Gunther noch Ohropax in die Lauscher
gestopft, als wir uns gegen 23:00 Uhr schlafen legten.
16.7.17, Dritte Etappe, Pontechianale -> Marmora
56,2 km, 1636 hm
Offenbar zeigten die
abendlichen Lärmschutzmaßnahmen Wirkung. Gunther jedenfalls hat bis um 9:30 Uhr
gepennt, während Seppl und ich uns zum Frühstück aufmachten. Der Zimmerpreis war
für das Gebotene angemessen, und nachdem auch Gunther gefrühstückt hatte und wir
unsere Räder bei strahlendem Sonnenschein mit frischem Schmierstoff versorgt
hatten, ging es um 10:30 Uhr endlich los. Die Suche nach neuen Schlappen für
mich blieb auch hier leider erfolglos. Auf der Straße ging es zunächst weiter
abwärts über Calsteldelfino nach Sampeyre auf ca 970 m. Hier verließen wir die
Straße und fuhren auf einem zunächst asphaltierten Forstweg bergauf. Hier
trauten wir unseren Augen nicht, als wir von einem Fahrrad-Gespann aus
Frau-Mann-Kinderanhänger überholt wurden. Seppl hat das Gespann gleich als
Anregung für künftige Familienaktivitäten fotografisch festgehalten, wobei er
aber gleich eine gewisse Skepsis zum Ausdruck brachte, ob ein derartiger
Vorschlag zuhause Begeisterungsstürme auslösen würde. Oben auf dem Colle di
Sampeyre (2284m) gönnten wir uns erst mal eine kleine Rast in der Sonne.
Bei
der Abfahrt stellte ich einen Plattfuß am Vorderrad fest, also erst einmal
Schlauch tauschen. Die Abfahrt führte dann auf einem verfallenen Sträßchen durch
das Vallone die Elva, eine wilde und beeindruckende Schlucht. Dort gurkten auch
wieder einige SUVs und Motorräder rum, aber zum Glück nicht in Rudeln wie am
Vortag. Die Hüttendichte in den Westalpen ist nicht mit den Ostalpen zu
vergleichen. Als uns die Schlucht am Talende ausspuckte, waren wir deshalb froh,
an einem Campingplatz eine kleine Kneipe zu finden. Wir gönnten uns ein paar
Radler und Paninis. Zum Glück hatten wir den Großteil der Etappe bereits hinter
uns, denn die Radler in der knallenden Sonne verfehlten ihre Wirkung nicht.
Ziemlich müde fuhren wir auf Straße weiter und strampelten die letzten 250 hm
bergauf bis Marmora.
Das schnuckelige
Nest besteht nur aus Ferienwohnungen und einem Restaurant. Ein Schweizer
Chemie-Unternehmer hat das damals verfallene und verlassene Kaff gekauft und
sehr geschmackvoll restaurieren und zum Ferien-Domizil umbauen lassen. Das
Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, zumal der alte Charme des Dorfes
weitgehend erhalten blieb. Sogar ein kleines Museum gibt es auf dem Gelände, wo
Gebrauchsgegenstände aus längst vergangenen Zeiten zur Schau gestellt werden.
Uns allerdings interessierte zunächst mehr, was die Küche so zu bieten hatte.
Ein paar Nudeln sollte die Wartezeit bis zum Abendessen überbrücken. Etwas Zeit
zum Relaxen in den Liegestühlen im Innenhof war auch noch. Seppl verblüffte uns
dann wieder einmal, als er ein
Fußball-Magazin aus dem Rucksack zerrte. Für Lektüre war auf Gunthers und meiner
gewichtsoptimierten Packliste nämlich kein Platz. Nach dem Wäsche waschen,
duschen und Schlauch flicken wurde die Glocke zum Abendessen geläutet. Wir
hatten Halbpension gebucht, und es wurden sieben Gänge gereicht, jeweils mit der
Möglichkeit, Nachschlag zu ordern. Weil ich diese Nacht wieder im Einzelzimmer
untergebracht war, durfte ich auch wieder alkoholische Getränke konsumieren.
Nach zwei Flaschen Rotwein waren wir dann ausreichend abgefüllt und begaben uns
zur Bettruhe in unsere sehr schöne Ferienwohnung.
17.7.17, Vierte Etappe, Marmora -> Sambuco
54,5 km, 1843 hm
Seppl
weckte um 7:45 Uhr. Beim recht reichhaltigen Frühstück gesellte sich ein
Radel-Rentner aus Göppingen zu uns. Der Kerl war mit Zelt und Kocher unterwegs
und gönnte sich nach einer Nacht im Zelt mal ein anständiges Frühstück. Ob er
vor lauter Erzählen zum Essen gekommen ist, weiß ich leider nicht, aber
offensichtlich genoss er es, dass mal jemand zuhörte. Vor der Abreise beglich
Gunther noch die Rechnung, die durchaus auf Schweizer Niveau lag. Noch war es
etwas bewölkt, was uns für die Auffahrt auf dem kleinen Asphaltsträßchen ganz
gelegen kam. Nachdem wir unterwegs auf den 1300 Höhenmetern unseren Zeltschwaben
überholt hatten, erreichten wir gemeinsam nach zwei Stunden Fahrzeit die
Passhöhe des Colle di Morti (2481m), wo sich pünktlich die Sonne blicken ließ
und das Denkmal von Marco Pantani aus schwarzem Marmor für die obligatorischen
Bilder beleuchtete. Am Colle della Bandia folgten wir einer schier endlosen,
grobschotterigen Piste, die sich einigermaßen höhengleich über den Colle Val
Margherina entlang der Französisch-Italienischen Grenze zieht. Vorbei an
verfallenen Bunkern, die wir auch von innen mal in Augenschein nahmen,
strampelten wir zum Rifugio Gardetta, wo wir eine große Nudelpfanne bestellten.
Die
Nudeln waren zwar extrem bissfest, aber satt gemacht haben sie trotzdem und
gaben uns genug Kraft für die letzten Höhenmeter auf Schotter zum Passo die
Rocca Brancia (2620 m), wo wir über Geröllfelder latschten und aus lauter
Begeisterung erst einmal 100 Höhenmeter auf dem falschen Weg abstiegen. Dank
Navi haben wir den Fehler schnell bemerkt und sind wieder zurückgeschlappt. Die
anschließende Abfahrt war landschaftlich wirklich spektakulär, aber für uns nur
zu 50% fahrbar, weil sie sehr verblockt war. Etwas weiter unten wurde es dann
besser und der Weg führte uns bei sonnigem und sehr warmem Wetter mitten durch
komplett verfallene und verlassene Dörfer. Die Trial-Abfahrt endete erst auf
1400 Meter, wo wir unbeleuchtet auf einer Teerstraße durch einen recht langen
Tunnel nach Pontebernado radelten und hofften, dass uns kein LKW
abschießt. Eigentlich wollten wir bis Vinadio weiter fahren, aber wir
beschlossen, schon 10 km vorher nach einer Bleibe zu suchen, weil es in Vinadio
nicht besonders viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Also radelten wir nach
Sambuco und fragten bei der ersten und einzigen Kneipe mal nach. Das Albergo
della Pace war zwar voll, aber offenbar ist das komplette Dorf eine Art
Familienunternehmen, und so kamen wir ein paar Häuser weiter in einer schicken
Ferienwohnung unter. Zuerst aber gönnten wir uns noch ein paar Kaltgetränke auf
der Hotel-Terrasse und verstauten die Räder in einem Schuppen gegenüber. Dort
war ein sichtlich abgekämpfter Elektro-Mountainbiker aus Lörrach gerade dabei,
sich zu erholen, während das Hotelpersonal sich um sein Leih-Bike kümmerte.
Gunthers Kommentar (ich glaube so etwas wie „Mofafahrer“ vernommen zu haben)
fand dieser zwar offensichtlich nicht lustig, aber wir haben uns dann trotzdem
ganz gut mit ihm unterhalten, bevor wir zum Duschen und Wäsche waschen unser
Domizil aufsuchten.
Wir
hatten wieder Halbpension gebucht, aber im Speisesaal des Hotels gab es keinen
Platz für uns. Deshalb haben wir unsere Essen im Restaurant gegenüber serviert
bekommen. Es wurden sechs Gänge gereicht, nur irgendwie ohne wirklichen
Hauptgang. Wir haben deshalb mit einer abschließenden Schinkenplatte Abhilfe
geschaffen. Weil der Fernseher in der Ferienwohnung keine deutschen Sender
empfangen konnte, legten wir uns gegen 22:30 Uhr zur Ruhe.
18.7.17, Fünfte Etappe, Sambuco -> Chusa di Pesio
98,1 km, 2176 hm
Um 7:00 Uhr wurde
geweckt, immerhin stand heute wieder eine recht lange Etappe an. Das Frühstück
im Hotel war recht gut. Danach suchte Seppl noch die Post auf, um eine Postkarte
einzuwerfen. Als wir unsere Räder aus dem Schuppen zerrten, stellten wir fest,
dass Seppl einen Platten am Hinterrad hatte. Der erste Reserveschlauch, den er
montierte und mühsam mit einer Minipumpe versuchte, aufzupumpen, stellte sich
auch als undicht heraus. Zum Glück hatte er deren zwei dabei.
Gunther
und ich nutzten zwischenzeitlich die Möglichkeit, ein e-Mountainbike probe zu
fahren. Wir waren beide sehr beeindruckt von dem Vortrieb, mit dem das Motörchen
das Bike anschiebt. Mittlerweile war auch Paul, der eMountainbiker vom Vortag,
am Ort des Geschehens eingetroffen, wo Seppl gerade fertig war, sein Hinterrad
mühsam mit der Notfall-Minipumpe mit ausreichend Luft zu füllen, als der Wirt
mit einer großen Standpumpe um die Ecke kam. Paul fragte, ob er mit uns
mitfahren könne, und weil Paul heute seinen 63ten Geburtstag feierte, hatten wir
nichts einzuwenden. Erst einmal fuhren wir 10 Kilometer auf einer wenig
befahrenen Straße bergab nach Ruviera auf 950 Meter. Hier zweigte eine
Passstraße in Richtung Kloster Sankt Anna ab. Zusammen mit Elektro-Paul
strampelten wir bei strahlendem Sonnenschein bergauf. Bei der Alpe di Margheria
auf etwa 1950 Metern zweigte unser Schotterweg links von der Straße ab. Paul
wollte der Straße weiter bis zum zumindest von außen sehr beindruckenden Kloster
folgen. Also verabschiedeten wir uns von ihm und quälten uns teils fahrend,
teils schiebend den verblockten Weg hoch zum Col de Lombarde auf 2351 Meter.
Dort wartet auch schon Elektro-Paul, der mit dem zweiten Akku auf der Straße zum
Grenzübergang nach Frankreich erreichte und uns oben an der Passhöhe noch ein
Getränk auf seinen Geburtstag spendierte. Wieder zu dritt fuhren wir die
Serpentinen der Passstraße hinunter nach Isola 2000, einem Retorten-Skiort mit
dem Charme einer DDR Plattenbausiedlung. Frankreich halt…
Fahrend
und schiebend quälten wir uns auf der immer steileren werdenden Skipiste
bergauf. Die letzten 200 Höhenmeter hoch zum Baisse de Druos (2628 m) half dann
nur das Rad schultern und tragen. Auch bergab stand dann auf einem sehr
verblockten alten Militärweg erst mal für 45 Minuten Schieben auf dem Programm.
Als wir die alten Kasernenhäuser Laghi Valscura passiert hatten, folgte eine
sehr lange Presslufthammer-Abfahrt. Diese war zwar gut fahrbar, aber nach
einiger Zeit schmerzten Füße, Arsch und Hände derart, dass wir ab und zu
anhalten mussten, um den gepeinigten Körperteilen etwas Erholung zu gönnen. Die
Landschaft allerdings war auch hier grandios. Vorbei an einem Bergsee holperten
wir unter Aufsicht von Gämsen und Murmeltieren weiter bergab auf 1400 Meter, wo
in Terme di Valdieri endlich der Asphalt begann. Obwohl es schon fast 17:00 Uhr
war und wir noch 45 Kilometer vor uns hatten, gönnten wir uns hier zur Feier des
Augenblicks in einer Kneipe mit extrem lahmarschiger Ordonanz ein Kaltgetränk
und ein Panini. Dann ging es weiter bergab, auf Asphalt und mit Windschatten so
gut es ging, Tal auswärts. Je näher wir unserem Tagesziel kamen, umso mehr
öffnete sich das Tal und gab den mittlerweile ungewohnten Blick auf den Horizont
frei. Unsere Befürchtung, dass es jetzt mit den Bergen vorbei wäre, sollten die
nächsten beiden Tage eindrucksvoll widerlegen. Im Hotel Connon D’Oro reihten wir
uns auf der Gästeliste hinter Miguel Indurain, Greg Lemond und Marco Pantani
ein, die hier während einem vergangenen Giro D’Italia nächtigten. Allerdings
muss das schon einige Zeit her sein, und der Zahn der Zeit hat seither etwas am
Charme des etwas schmuddeligen Etablissements genagt. Aber schlecht war’s nicht,
und wir waren froh, noch zwei Zimmer zu ergattern, bevor wir vor dem Hotel noch
ein paar Radler inhalierten. Um 20:15 Uhr wurden wir frisch geduscht zum
Abendessen in den kantinenartigen Speisesaal bestellt, wo schon eine komplette
Fußballmannschaft samt Trainer auf die Fütterung wartete. Das Essen war wirklich
ok, was man leider vom roten Hauswein nicht behaupten kann. Ein abschließendes
Getränk im Hotelgarten rundete einen tollen Tag ab.
19.7.17, Sechste Etappe, Chusa di Pesio -> Rifugio Allavena
75,2 km, 2699 hm
Wieder 7:00 Uhr
wecken! Ausschlafen wäre auch mal ganz schön, aber die sechste Etappe hatte es
in sich. Die Fußballmannschaft vom Vortag war auch schon im Speisesaal
angetreten. Nach dem Auschecken habe ich nochmal versucht, Latschen zu
ergattern, aber alle Läden waren noch geschlossen. Unverrichteter Dinge rollten
wir um 9:00 Uhr los, erst 14 km leicht und gleichmäßig auf Straße bergauf. Unser
Weg zweigte dann links von der Straße ab und wurde immer steiler. Auf 1400 Meter
rasteten wir nochmal an der letzten Wasserstelle für lange Zeit in Form eines
Brunnens. Der Lärm einer sich nähernden italienischen Schulklasse sowie die
abertausend fliegenden Insekten in allen möglichen Formen und Größen nötigten
uns dann zum Aufbruch. Ein toller Weg, der zunächst fahrbar
war und an heimische Trials erinnerte führte weiter bergan, und das
fliegende Viehzeug nervte immer mehr. Die letzten 300 Höhenmeter zum Passo della
Duca mussten wir dann wieder schieben, aber zumindest wehte dort auf 2055 Meter
etwas Wind, was nicht nur das Ungeziefer wegblies, sondern auch gegen die Hitze
half. Gunther lief schon die Schweißbrühe aus den Latschen. Nach nur ein paar
Höhenmeter schieben bergab und bergauf über den Colle della Boaria erreichten
wir die Ligurische Grenzkammstraße, der wir erst mal bis zum Rifugio Don Barbera
folgten.
Dort
parkte die gleiche Armada von aufgemotzten SUVs, die uns schon ein paar Tage
zuvor genervt hat. Auch ein paar Enduro-Motorräder waren dabei, die auf der
Ligurischen Grenzkammstraße unterwegs waren, um sich dort die Ölwannen
aufzureißen. Etwas Genugtuung verschaffte uns die Tatsache, dass wir den
übergewichtigen Motorradfahrern am Nebentisch die letzten Nudeln weggefressen
haben. Der Berg von Plastikflaschen und Getränkedosen auf unserem Tisch war
recht beeindruckend, als wir uns um 15:30 Uhr aufmachten, die zweite Hälfte der
Etappe in Angriff zu nehmen. Nochmal ging es auf der ligurischen Grenzkammstraße
fahrbar 200 Höhenmeter bergauf zum Colle dei Signori. Hinter jeder Ecke tauchten
noch mehr tolle Berge auf. Die Ligurische Grenzkammstraße ist sehr ruppig und
grobschotterig. Wer den Tremalzo am Gardasee kennt, kann sich die Oberfläche
etwa vorstellen. Nur ist die Grenzkammstraße viel länger… 50 km auf dieser
Straße hatten wir noch vor uns, und auf der Abfahrt zum Colle le Selle Vecchi
wurden wir gut durchgeschüttelt. Danach ging es auf Schotter bergauf zum Colle
di Sanson und dann bergab, vorbei am Rifugio del Brey, zum Rifugio Allavena, wo
wir um 19:30 Uhr endlich ankamen. Wir ergatterten noch drei Betten im
Nachtlager. Die Duschmünzen bescherten uns circa 30 Sekunden warmes Wasser, und
ich stellte fest, dass ein Buff-Halstuch durchaus auch als Handtuch taugt, wenn
man nichts Besseres hat. Badeschlappen wären allerdings auch hier ganz hilfreich
gewesen. Am großen Esstisch saßen schon eine Menge Wanderer, die auf dem „Grande
Traversata delle Alpi“ (GTA) unterwegs waren und sich von einem wortgewaltigen
Bayern aus der Oberpfalz bespassen ließen. Nach mäßigem Essen und schlechtem
Rotwein gingen wir um 22:00 Uhr ins Bett. Ich habe zwar recht gut geschlafen,
musste aber feststellen, dass der nächtliche Toilettengang ohne Lampe (die hatte
ich schon am dritten Tag irgendwo verloren), aus einem Stockbett ohne Leiter,
und ohne Latschen schon ein Abenteuer sein kann.
20.7.17, Siebte Etappe, Rifugio Allavena -> Menton
62,7 km, 1138 hm
Um 7:00 Uhr wurde zu
den Klängen von „Hells Bells“ aus Gunthers Handy geweckt. Um 7:30 Uhr gab es ab
großen Esstisch ein sehr kärgliches Frühstück. Für das Gebotene war die Rechnung
gesalzen. Draußen war es etwas bewölkt. Wir beschlossen die etwa 400 Höhenmeter
zum Rifugio del Bray auf dem Wanderweg zu schieben, anstatt auf der lausigen
Schotterstraße hoch zu fahren.
Das
verlassene Rifugio war dann nach etwa 40 Minuten erreicht. Von dort aus konnten
wir etwas fahren. Es zogen dunkle Wolken auf, während wir talwärts auf einem
Trial rollten. Nach ein paar Kilometern ging es dann aber nur noch schiebend
weiter, weil der Weg über den Col de ´l Incise zum Colle del Toraggio sehr
ausgesetzt war und teilweise mit Seilen gesichert werden musste. Bedenkt man die
Nähe zur Cote D’Azzur, verwundert schon, wie einsam und verlassen diese Gegend
ist. Man trifft wirklich keinen Menschen dort. Es begann etwas zu tröpfeln,
während wir nochmal ein paar letzte Höhenmeter machten. Wir dachten eigentlich,
es geschafft zu haben, aber die abschließende Abfahrt hielt nochmal eine recht
lange Schiebepassage bereit. Dabei haben wir eine Wildsau mit Nachwuchs bei der
Mittagsruhe gestört. Die Tiere haben sich sicherlich genauso erschreckt wie wir
und verkrümelten sich krachend ins Unterholz. Endlich erreichten wir fahrbares
Geläuf, auch wenn dieses immer noch sehr grob und verblockt war. Dann endlich
erreichten wir eine Asphaltstraße. Jetzt nur noch auf der Straße nach
Ventimiglia rollen, vorbei an hunderten
farbiger
Flüchtlinge, die offenbar unter den Brücken der Schnellstraße lebten.
Am Strand sicherten
wir uns erst einmal einen Platz in einem Strand-Restaurant, bevor wir unser
geschundenen Astral-Körper in die Fluten des Ligurischen Meeres stürzten. Gut
erfrischt bestellten wir im Strandrestaurant Nudeln und Getränke, um unsere
Ankunft zu feiern. Wir waren zwar noch nicht ganz am Ziel, aber wir beschlossen
schon mal, die obligatorischen „Alles Bestens“-Anrufe an die Daheimgebliebenen
zu tätigen, solange wir noch dazu in der Lage waren. Seppl gönnte sich noch ein
Monster-Tiramisu, weil es sowieso gerade regnete. Als er damit fertig war,
schien schon wieder die Sonne. Unser finales Ziel war Menton, und das sicher
nicht, weil wir so gerne in Frankreich übernachten, sondern schlicht wegen dem
Mietwagen für die Rückreise, den wir in Frankreich abgeben müssen. Wie dem auch
sei, Menton liegt nur ein paar Kilometer westlich von Ventimiglia an der Küste.
Die wegen der Flüchtlinge stark bewachte Grenze lies beim persolosen Seppl
nochmal den Blutdruck etwas ansteigen, aber sicher hätte dem schwerbewaffneten
Grenzer auch der DAV-Ausweis genügt. Gunther hatte das Hotel für die Nacht schon
vorgebucht. Deshalb nahm ich mir noch die Zeit, vor dem Einchecken ein Paar
Espandrillos zu kaufen. Bei der Gelegenheit mopsten wir auch gleich ein paar
große Pappkartons, die uns beim Verstauen der Fahrräder im Mietwagen nützlich
sein sollten.
Die Autovermietung
war schnell gefunden. Eigentlich wollten wir das Auto packen und dann über Nacht
bei der Vermietung parken. Das ließ aber der Hammel von Europcar nicht zu. Also
mussten wir das Auto in der Hotelgarage eines naheliegenden Hotels parken.
Um
17:45 Uhr sind wir dann endlich im Hotel angekommen. Nach dem Duschen wollten
wir zum gemütlichen Teil übergehen. Die Restaurant-Empfehlung der Rezeptionsdame
mit den großen Ohren nahmen wir zuerst in Augenschein. So richtig begeistern
konnte uns das aber nicht. Also schlappten wir weiter. Meine neuen Espandrillos
erwiesen sich als völlig unbequem, und so besorgte ich mir aus dem
Räumungsverkauf von Al Bundy’s Schuhladen komfortablere Treter. Gunther kleidete
sich für den feierlichen Abend noch mit T-Shirt und kurzer Hose ein. Schließlich
fanden wir auch ein Restaurant, das unseren Ansprüchen genügte. Wir reservierten
einen Tisch für 20:15 Uhr. Gunther wollte nochmal duschen, Seppl und ich zogen
ein paar Heinecken bei Livemusik vor. Pünktlich trafen wir uns danach zum
Abendessen. Wir waren sehr zufrieden mit der Qualität des Essens und mit dem
zuvorkommenden Service, der auch unsere Sonderwünsche nach Kräften erfüllte.
Zwar packten die Livemusiker schon zusammen, trotzdem gönnten wir uns noch eine
Maurerbrause in der Kneipe, in der Seppl und ich vor dem Essen Musik und Bier
genossen. Danach gab es noch einen Pernod und den traditionellen, diesmal aber
sauteuren Caipirinha (https://de.wikipedia.org/wiki/Caipirinha) am Strand.
Wenigstens konnte Seppl so noch ein Mitbringsel für seine Kurze in Form der
blinkenden Cocktail-Deko organisieren. Um 1:00 Uhr waren wir dann reif fürs
Bett.
21.7.17, Rückreise
Angesichts der recht
langen Rückreise haben wir sehr früh gefrühstückt, sodass wir um 8:45 Uhr den
Mietwagen aus der Hotelgarage fuhren. Etwas geschockt hat uns die vom Navi
prognostizierte Reisedauer nach Valfrejus, aber nachdem wir die Funktion „Maut
vermeiden“ ausgeschaltet hatten, sah es schon viel besser aus. Die ersten 120
Kilometer durch die Berge waren zwar etwas zäh, aber dann lief es recht flüssig.
Nicht einmal um Turin war Stau, allerdings waren die Maut-Beträge, die vor allem
die Franzosen aufriefen, schon beeindruckend. Für den gut 12 Kilometer langen
Frejus-Tunnel wurden 45 Euro fällig…
Unsere Autos standen
noch unversehrt auf dem Parkplatz in Valfrejus. Nach dem Umpacken verabschiedete
ich mich von Gunther und Seppl. Die zwei haben noch den Mietwagen nach Champery
gebracht. Ich bin direkt nach Köln gefahren, wo ich nach einigen
Stau-Umfahrungen und Wolkenbrüchen apokalyptischen Ausmaßes gegen Mitternacht
ankam.
Fazit
Unsere erste Tour in
den Westalpen würde ich als vollen Erfolg bezeichnen. Wir hatten keine größeren
Schäden an Mensch und Maschine zu beklagen, und auch das Leistungsniveau in der
Truppe hat wieder gut gepasst. Die Berge dort sind sehr wild, die Flora und
Fauna ist sehr vielfältig und außerdem ist man über weite Strecken allein auf
weiter Flur.
Bei der Planung
einer Tour in diesem Gebiet sollte man sich allerdings bewusst sein, dass hier
nicht an jeder Ecke eine bewirtschaftete Hütte steht und streckenweise auch
Trinkwasserstellen etwas dünn gesät sind. Außerdem ist die Qualität des
verfügbaren Kartenmaterials zumindest in Frankreich nicht wirklich gut. Es gibt
nur Karten im Maßstab 1:100.000, und viele Wege sind nicht eingezeichnet. Zum
Glück haben wir diesmal die Karten kein einziges Mal aus dem Rucksack holen
müssen, weil die GPS-Daten, die wir hatten so gut waren, dass wir auch ohne
Papierkarten gut zurecht kamen.
Für das nächste Jahr
haben wir schon ein paar Ideen betreffend Strecke und Termin gesammelt, weil
„nach der Tour ist vor der Tour“
Die nackten Zahlen:
Verwendete Karten:
Die Qualität der verfügbaren Karten der Westalpen ist leider nicht mit der
gewohnten Kompass-Qualität zu vergleichen. Nicht nur, dass zumindest die
Französischen IGN-Karten nur im Maßstab 1:100.000 verfügbar sind, auch fehlen
diverse Wege und Übergange komplett. Außerdem sind die Karten teilweise schwer
zu bekommen. Trotzdem wollten wir natürlich nicht darauf verzichten, von der
kompletten Strecke Karten dabei zu haben. Wir haben uns zwar weitgehend auf
unsere Garmins verlassen, aber wenn man zum Beispiel wetterbedingt die Strecke
umbauen muss, helfen Papierkarten sehr.