Transalp 2025

6.6.2025 – 12.6.2025

Villach (A) – Piran (SLO)

365 km, 8239 hm, 6 Etappen

 

Schon nach unserer Tour im letzten Jahr war klar, dass wir auch dieses Jahr wieder über die Alpen radeln wollten. Gunther hat sehr früh mit der Streckenplanung begonnen. Schon im Frühjahr stand eine tolle Strecke durch die Dolomiten, doch je näher der festgelegte Tour-Termin rückte, umso mehr sorgten wir uns, ob wir diese recht knackige Tour angesichts fehlender Trainingskilometer in den Beinen bzw. überschüssiger Kilos auf den Hüften packen würden. Deshalb haben wir zunächst versucht, die Strecke etwas weichzuspülen, was uns aber nicht gelang, ohne die eigentlichen Highlights der Tour zu opfern. Nach einigem Hin und Her haben wir deshalb die Dolomiten-Strecke für dieses Jahr verworfen und etwas komplett anderes gesucht.

Slowenien stand schon seit Jahren auf unserer Wunschliste, aber wegen der erwarteten logistischen Probleme bei An- und Rückreise hatten wir uns bisher nicht dorthin getraut. Wie sich herausstellte, waren diese Bedenken komplett unbegründet.

Inspiriert durch die Trans-Slowenien-Tour des DAV-Summit Clubs, die betreffend der Tagespensa (das heißt wirklich so, hab im Duden nachgeschaut) gut zu unserem Fitness-Level zu passen schien, hat Gunther wieder die Planung übernommen und kurzfristig eine schöne, moderate Tour ausgeknobelt. Die Etappenziele waren, bis auf die letzte Etappe, identisch mit denen vom DAV Summit Club, und auch der Großteil der Strecke verlief, wie wir vermuten, auf den Pfaden des DAV.

Wanderkarten konnten wir wegen der knappen Vorlaufzeit nicht mehr besorgen, deshalb sind wir dieses Jahr zum ersten Mal ausschließlich mit digitaler Navigation aufgebrochen. Um es vorwegzunehmen: Das hat trotz technischer Probleme auch super geklappt.

Seppl konnte dieses Jahr leider nicht dabei sein, deshalb waren wir nur zu zweit.

 

Samstag/Sonntag, 5./6. Juli 2025, Anreise und erste Etappe

Villach (A) –  Kranjska Gora (SLO), 28,6 km, 796 hm , 463 hm

Da die Anreise vom Rheinland beziehungsweise Rheinhessen nach Villach in einem Rutsch recht weit ist, haben wir vereinbart, uns in Ulm zu treffen. Gunther hatte dort eine kostenfreie Übernachtungsmöglichkeit und ich habe die Nacht bei meine Eltern verbracht. Morgens um 8:30 Uhr trafen wir uns in Ulm am Eselsberg, von den Einheimischen auch Monte Muli genannt, und montierten den Radträger an Gunthers Auto. Das Verladen der Fahrräder ging fix und die empfindlichen Kohlefaser-Rahmen wurden sorgsam mit alten Socken und Lappen vor Beschädigungen geschützt. Für mein Auto war schnell ein sicherer Parkplatz gefunden. Um 9:00 Uhr waren wir schon unterwegs auf der Autobahn Richtung München. Der Verkehr auf der A8 war überschaubar und der befürchtete Stau um Rosenheim und auf der Tauern-Autobahn blieb glücklicherweise aus. Deshalb erreichten wir Villach früher als erwartet. Gunther hatte bei der Planung einen günstig gelegenen, kostenfreien Parkplatz ausgesucht, welcher keine 500 Meter vom Bahnhof entfernt lag. Das war für die Rückreise sehr günstig.

Am Parkplatz angekommen verspeisten wir erstmal die restlichen Fressalien aus unseren üppigen Proviant-Boxen und machten die Fahrräder bereit zur Abfahrt. Um 14:00 Uhr saßen wir dann schon im Sattel. Schlauerweise hatte ich im Eifer des Gefechts zuhause den Halter für das Navi verkehrtherum montiert, deshalb Stand das Ding auf dem Kopf… erst dachte ich, dass ich damit übergangsweise klarkommen würde, aber mein alterndes Hirn hat es nicht hinbekommen, die Anzeige und die Position der Bedienknöpfe kognitiv um 180 Grad zu drehen. Passende Kabelbinder, um die Halterung richtig zu montieren, hatte ich auch nicht dabei, deshalb wanderte das gute Stück erstmal als Ballast in den Rucksack. Ich hatte die Strecke ja noch auf meinem Radcomputer gespeichert.

 

Das Wetter meinte es gut mit uns. Bei Sonne und 25°C radelten wir entlang dem Flüsschen Gail, zunächst auf dem Alpe-Adria-Fernradweg Richtung Wurzenpass. Vor dem Anstieg wollten wir noch an einer Tankstelle unseren Durst mit einem kühlen Getränk stillen. Beim Bezahlen stellte Gunther dann fest, dass er wohl seine Kreditkarte im Auto liegen gelassen hatte. Weil er nicht wusste, ob diese eventuell von außen sichtbar in der Mittelkonsole lag, quasi als Anreiz für kriminelle Mitmenschen, beschloss er, die etwa 10 Kilometer zurück zum Auto zu fahren, um das Ding zu holen. Das war sicher besser für seinen Seelenfrieden. Ich habe so lange bei einem alkoholfreien Radler an der Tankstelle gewartet.

Eine knappe Stunde später kam Gunther mitsamt der Kreditkarte zurück und nach einem weiteren alkoholfreien Radler gingen wir unseren ersten Anstieg der Tour an. Erst auf Asphalt, dann auf gut fahrbarem Schotterweg kurbelten wir gemütlich, bei moderater Steigung Richtung Wurzenpass. Während eines kurzen Regenschauers suchten wir Schutz unter einem Baum. Nach ein paar Minuten schien schon wieder die Sonne… jetzt war es zwar trocken, aber sehr schwül. Die letzten 100 Höhenmeter erledigten wir mit knackigen 18% Steigung auf der Straße. Kurz nach der Passhöhe überquerten wir die Grenze nach Slowenien. Für die Abfahrt nach Kranjska Gora blieben wir auf der Straße.

In Kranjska Gora hatten wir im Hotel Kompas zwei Einzelzimmer gebucht. Bevor wir diese bezogen, gönnten wir uns an der Hotelbar ein Kaltgetränk. Gunther nutzte die Gelegenheit für ein paar Sprachübungen, damit wir wenigstens „Bitte zwei Bier“, „Danke“ und „die Rechnung bitte“ in der für uns unbekannten Sprache sagen konnten. Ich für meinen Teil hatte schon vor 50 Jahren im Englischunterricht erkannt, dass meine linguistischen Begabungen wenig ausgeprägt sind. Ich hab’s deshalb mit Slowenisch gar nicht erst versucht.

Für 19:00 Uhr haben wir uns zum Abendessen verabredet. Die Zeit bis dahin haben wir mit Körper- und Klamottenpflege verbracht. Gespannt auf die kulinarischen Genüsse Sloweniens machten wir uns per pedes auf in die City. Ein ansprechend aussehendes, und vor allem lecker riechendes, ganzes Spanferkel vor dem Grillrestaurant gegenüber von unserem Hotel ließen wir links liegen und bummelten stattdessen durch die Fußgängerzone, wo uns die Speisekarte eines kleinen Restaurants gut gefiel. Leider gab es dort keinen Platz mehr im Freien, aber direkt an der Eingangstür war noch ein Tisch zu ergattern. Gereicht wurden Suppe, Trüffelnudeln und Salat. Gunther vertilgte eine Forelle. Alles war sehr gut. Ausreichend gesättigt traten wir den Rückmarsch zum Hotel an, vorbei an dem vorher erwähnten Spanferkel, von dem sich jetzt nur noch das Gerippe am Spies drehte. Um ins Bett zu gehen, war es noch zu früh, deshalb kehrten wir für einen Absacker in einem Pub ein. Kaum saßen wir auf der gut besuchten Terrasse, ging schon ein heftiger Wolkenbruch nieder. Grund genug, die Wartezeit mit noch einem Bierchen zu überbrücken.

Nachdem der Regen aufgehört hatte, trotteten wir zurück zum Hotel, wo ich feststellen musste, dass mein Garmin Radcomputer in den Hungerstreik getreten ist und die Nahrungsaufnahme mittels Ladekabel verweigerte. Defekt, vermutete ich. Toll, jetzt war ich also erstmal komplett ohne Navi…

 

Montag, 7. Juli 2025, zweite Etappe

Kranjska Gora (SLO)- Bovec (SLO), 49,7 km, 1139 hm , 1474 hm

Trotz nächtlichem Gewitter haben wir gut geschlafen, jedenfalls bis gegen 6:00 Uhr ein paar übergewichtige MAGA-Amis anfingen, sich über mehrere Balkone hinweg lautstark miteinander zu unterhalten. Gunther hat von dem Spektakel nichts mitbekommen.

Das Frühstück, das wir um 8:30 Uhr einnahmen, war passabel. Besser jedenfalls als das lausige Wetter, dessen Anblick durch die großen Scheiben des Frühstückssaals die Lust zum Radfahren rasch schwinden ließ. Da wir für heute eine kurze Etappe geplant hatten und das Regenradar ab 12:00 Uhr keinen Niederschlag mehr prognostizierte, machten wir vom „Late Checkout“ Gebrauch und vertrödelten die Zeit mit Dösen im Zimmer. Es blieb auch noch Zeit, im Fahrradkeller meinen Navi-Halter richtig zu montieren. Bei leichtem Nieselregen fuhren wir gegen 11:00 Uhr los. Auf der Straße begegneten wir vielen Rennradlern mit und ohne Begleitfahrzeug. Nach etwa 450 Höhenmeter bogen wir auf einen Forstweg ab, der sehr gut fahrbar war. Zumindest bis kurz vor Schluss, wo wir noch ein paar Höhenmeter auf einem Singletrial zurück zur Straße fuhren. Von dort waren es nur noch wenige Meter zur Passhöhe. Die Sonne war mittlerweile rausgekommen und oben gab es ein Restaurant mit Terrasse und toller Aussicht. Das Begleitfahrzeug der TREK-Rennradreisegruppe, der wir bei der Auffahrt begegnet waren, war auch schon da. Die abgeknickten, armdicken Sonnenschirmständer ließen erahnen, dass das Wetter hier in den letzten Tagen ziemlich ungemütlich gewesen sein musste. Mit einem alkoholfreien Radler erfrischten wir uns für die Abfahrt ins berühmte Soča-Tal, einem der Highlights der Tour. Noch war das Wetter standesgemäß, was die tolle Landschaft mit Schluchten und abenteuerlichen Seil-Brücken-Konstruktionen über den Fluss noch schöner erscheinen ließ. Wir bogen von der Straße ab auf einen wilden Single Trial hinunter zur türkisblauen Soča. Es war erst 15:00 Uhr, wir waren schon fast am Tagesziel und Regen war erst für 16:00 Uhr gemeldet. Der Singletrial führte passenderweise vorbei an einer Badestelle. Elfengleich huschten wir ohne Badeschuhe über die spitzen Steine ins saukalte Nass. Lange war es darin nicht auszuhalten, aber erfrischend war es allemal.

Nach der Badepause schien immer noch die Sonne, und ein kleines Hüngerchen meldete sich auch schon. Bei einem Campingplatz am Weg fanden wir eine kleine Kneipe. Die lautstarken Amis am Nebentisch hielten uns nicht davon ab, dort einzukehren und die sagenumwobenen Cevapcici zu probieren… zumindest in diesem Etablissement waren diese aber ziemlich lausig. Die Dinger schmeckten nach Schweinestall und waren innen noch roh. Aber zumindest zogen die Amis von Dannen. An einer Steckdose auf der Terrasse versuchte ich erfolgreich, meinen Fahrradcomputer mit Gunthers Ladegerät zu laden. Es war also nicht der Computer kaputt, sondern mein ultraleichtes und offenbar ultraschmalbrüstiges Ladegerät war nicht in der Lage, den Strombedarf des Rad-Computers zu decken… Ultra-leicht ist halt oft auch ultra-kacke. Erinnerungen an eine superleichte Kohlefaser-Pumpe, die ich vor ein paar Jahren mal dabei hatte, wurden wach. Man sollte das Zeug zumindest vor einer Tour mal ausprobieren.

 

Dann fing es wieder an zu regnen. Aber wir hatten nur noch ein paar Kilometer bis Bovec, wo wir im Hotel Alp zwei Doppelzimmer gebucht hatten. Man gönnt sich ja sonst nix, und Einzelzimmer waren halt ausgebucht.

Nach dem Einchecken das Übliche: Klamotten waschen. Mein Zimmer hatte sogar eine Badewanne, und als Bade-Freak konnte ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Einen Wannenstöpsel gab es zwar nicht, aber als treuer MacGyver-Fan wusste ich mir natürlich zu helfen. Vor dem Essen besorgte ich mir in der City noch ein potenteres USB-Ladegerät zum Touristen-Wucherpreis, dafür aber ohne Quittung. Das Testladen von meinem Radcomputer mit dem neuen Ladegerät war erfolgreich.

Um 18:45 Uhr brachen wir auf zum vorher recherchierten ersten Haus am Platz, wo wir den letzten Tisch ergatterten und auch gleich unser Essen bestellten. Als Vorspeise hatten wir Nudeln ausgesucht, die der Koch in deutlich kürzerer Zeit zubereitet hat, als Gunther für das telefonische Review der Bachelor-Arbeit vom Sohnemann benötigte. Entsprechend waren die Spagetti kalt, als das Telefonat beendet war. Das Steak als Hauptgang war dann aber ordentlich temperiert, und auch der Rotwein und das Brownie-Eis zum Nachtisch erfüllten unsere Erwartungen. Als Absacker empfahl Gunther einen Gin-Tonic mit Monkey 47 Gin aus dem Schwarzwald. Der hat auch mir gemundet.

Beim Rückweg zum Hotel, das wir gegen 22:30 Uhr erreichten, sahen wir schon Blitze am Himmel über den umliegenden Bergen. Kaum im Hotel angekommen, ging auch schon ein Wolkenbruch nieder, begleitet von hellen Blitzen und ohrenbetäubendem Donner. Gewitter wirken in den Bergen ja ohnehin deutlich dramatischer als im Flachland.

 

Dienstag, 8. Juli 2025, dritte Etappe

Bovec (SLO) – Kobarid (SLO), 41,9 km, 1219 hm , 1493 hm

In der Nacht ging das heftige Gewitter mit apokalyptischem Regen und taghellen Blitzen weiter. Ansonsten hab zumindest ich gut geschlafen, jedenfalls nachdem ich die Balkontür zugemacht hatte, durch die es etwas reingeregnet hatte. Auch die Radschuhe, die ich zur Vermeidung von Geruchsbelästigung auf dem Balkon deponiert hatte, haben etwas Regen abbekommen. Um 07:00 Uhr ging der Betrieb auf der Großbaustelle gegenüber unseres Hotels los. Es hatte fast den Anschein, dass in Slowenien Gebäude zusammengenagelt werden, jedenfalls war das Hämmern von der Baustelle fast so laut die das Donnern in der Nacht. Begleitet wurde der Radau vom Krach der Drainage-Pumpe, die lautstark ihr Bestes gab, den Wassermassen auf der Baustelle Herr zu werden.

Das Frühstück ließ zu wünschen übrig, und besonders der Kaffee war erbärmlich… so wie das Wetter. Draußen regnete es immer noch heftig, deshalb haben wir wieder das gute alte Regenradar bemüht. Trocken ab 11:30 Uhr, so die optimistische Auskunft. Leider mussten wir schon um 10:00 Uhr unsere Zimmer räumen, aber mit etwas Verhandeln durften wir zumindest eines der Zimmer bis 11:00 Uhr behalten. In Gunthers Zimmer haben wir die Zeit bis dahin mit Dösen und Handy-Daddeln verbracht.

Tatsächlich hörte der Regen gegen 11:30 Uhr auf und wir konnten aufbrechen. Erst radelten wir etwa 10 Kilometer entlang der Soča auf einen hübschen Radweg. Dann ging es hoch Richtung Stol-Berg. Nach 300 Höhenmeter bogen wir auf einen Forstweg ab, auf dem wir weitere 600 gut fahrbare Höhenmeter erklommen. Da mittlerweile die Sonne schien, freuten wir uns über den Schatten, den ein mystischer Hexenwald spendete. Oben angekommen konnten wir in der Ferne zum ersten Mal die Adria erblicken. Ansonsten trieb sich in der wilden Landschaft keine Menschenseele herum, nur Kühe und Ziegen waren zu sehen.

Die Abfahrt erschien zuerst einigermaßen fahrbar, dann wurde das Geläuf schlechter und der verblockte Singletrial erforderte einige Klettereinlagen. An Fahren war jetzt nicht mehr zu denken. Wir waren schon froh, wenn wir schieben konnten und nicht tragen mussten. Ohne Karten war ein „Umplanen“ natürlich nicht so einfach, aber nach 300 Höhenmeter bergab war der Leidensdruck so hoch, dass wir es wagten, eine Alternative auf den briefmarkengroßen Bildschirmen der Garmins zu suchen. Das hat erstaunlicherweise auch gut geklappt und so konnten wir uns weitere 600 Höhenmeter kraxeln ersparen und auf einem Forstweg bergab nach Kobarid rollen.

Für die nächste Nacht hatten wir über booking.com ein Apartment gebucht. Die Anweisung zur Schlüsselübergabe erforderte es, eine Stunde vor Ankunft bei der Vermieterin anzurufen. Also suchten wir eine Kneipe in Kobarid und meldeten uns bei Dolores, um das konspirative Treffen beim Apartment zu vereinbaren. Nach dem Ankunfts-Bier war noch etwas Zeit für mich, um eine kurze Hose zu kaufen. Ich wollte die Trekking-Hose, die ich geschätzt schon seit mindestens 25 Jahren über die Berge schleppe, ersetzten, da diese aufgrund des Alterungsprozesses des Textils mittlerweile deutlich enger und somit sehr unbequem geworden war. Die Bemühungen betreffend Hosenkaufs waren aber nicht von Erfolg gekrönt und wurden von den befragten Einheimischen belächelt… Eine Hose? Hier in Kobarid? Keine Chance… Auf dem Weg zu Dolores haben wir noch einen Tisch fürs Abendessen reserviert.

Die Schlüsselübergabe erfolgte reibungslos, und das Apartment war sauber und sehr schön. Wir hatten zwei Schlafzimmer und zwei Badezimmer, was vor allem morgens sehr nützlich ist. Im Kühlschrank war sogar eine Flasche Sekt kaltgestellt.

Nach dem Duschen und Wäschewaschen machten wir uns auf ins Zentrum. Vor dem Essen erstanden wir im Supermarkt noch Mineralwasser für die Nacht und zwei Dosen Bier zur Abendgestaltung. Das Essen im Restaurant an der Dorfkirche war sehr gut. Es gab Nudeln und wir teilten uns eine Fischplatte. Nur der Schnaps aufs Haus war lausig und wurde, auch wenn es mir als Schwabe schwer viel, unauffällig im Blumenkübel entsorgt.

Zurück im Apartment versuchten wir erfolglos, Gunthers Handy mit dem Fernseher zu koppeln. Da das nicht funktioniert hat, mussten wir Eberhofers Sauerkrautkoma auf dem Handybildschirm schauen. Dazu gab’s das vorher erstandene Dosenbier. Bettruhe war um 23:15 Uhr.

 

Mittwoch, 9. Juli 2025, vierte Etappe

Kobarid (SLO) – Tolmin (SLO), 54,1 km, 2231 hm , 2266 hm

Wir haben beide gut geschlafen. Vor dem Frühstück informierten wir uns per Handy über das Neueste von Trumps Zoll-Komödie. 200% Importzölle auf Medikamente war heute die Sau, die durch die US-Dörfer getrieben wurde.

Zum Frühstück mussten wir ins Dorf latschen, weil wir die Apartment-Küche nicht einsauen wollten. Das Omelett-Frühstück, das wir dort genossen, war mit Abstand das beste Frühstück der Tour. Und zum ersten Mal schien schon morgens die Sonne. Dazu war es auch schon recht warm.

Nach dem Frühstück ging es zurück zum Apartment. Ein paar pflegende Handgriffe an den Fahrrädern, und dann starteten wir gegen 10:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Zuerst führte unsere Strecke über einen Singletrial mit teilweise grenzwertig steilen Rampen, dann ging es weiter ein paar Kilometer auf Straße. Auf einem gut fahrbaren Forstweg kämpften wir uns dann 1300 Höhenmeter nach oben. Nur die vielen improvisierten Viehgatter auf dem Weg stoppten unseren Vorwärtsdrang gelegentlich.

Oben hatten wir eigentlich eine kleine Panorama-Rundtour geplant, aber die Strecke, die Komoot uns vorschlug, war alles andere als Mountainbike-geeignet. Der Weg war derart verblockt, dass an Fahren nicht zu denken war. Nach kurzem Kriegsrat beschlossen wir, die Räder im hohen Gras zu verstecken und eine Wanderung auf den Mt Mature (1650m) zu machen, anstatt einfach wieder auf den gleichen Weg runterzufahren. Der Aufstieg zum Gipfel dauerte etwa eine Stunde. Oben bot sich eine tolle Aussicht über die Adria, Triest und sogar das Marmolada-Massiv… naja, für Letzteres war es wohl etwas zu diesig, aber zumindest konnte man es erahnen.

Der Abstieg auf dem gleichen Weg dauerte nur 40 Minuten, und wir stellten erleichtert fest, dass unsere Fahrräder noch da waren. Zurück ging es auf einer fahrbaren Schotter-Abfahrt, dann weiter auf Asphalt nach Livek, wo wir am Dorfbrunnen unsere Wasserflaschen für die letzten 450 Höhenmeter auffüllten. Die Auffahrt erledigten wir bei strahlendem Sonnenschein auf gut fahrbarem Asphalt. Oben angekommen war es zunächst vorbei mit der Ruhe. Kleinbusse spuckten etliche Shuttle-Biker mit ihren Federwegs-Monstern aus. Offenbar gab es von hier einige Downhill-Strecken hinunter ins Tal. Wir haben uns aber für die einfachere Asphalt-Abfahrt nach Tolmin entschieden.

Für die Übernachtung in Tolmin hatten wir wieder ein Apartment gebucht. Auch hier war für die Schlüsselübergabe ein Telefonat mit dem Vermieter notwendig. Dummerweise war dieser telefonisch nicht erreichbar, auch nicht nach dem vierten Versuch beziehungsweise dem zweiten Bier in dem zugegebenermaßen sehr gemütlichen Biergarten. Auch per eMail war der Vogel nicht erreichbar. Dann endlich hat der Vermieter zurückgerufen… das Apartment wäre offen, meinte er. Also bezahlten wir die Zeche und radelten los zum Apartment. Unterwegs überholte uns ein Offroad-Spaßbuggy… der Vermieter Alan, wie sich danach herausstellte.

Das Apartment war in Ordnung und auch sauber. Der Name „Castle-View“ erschloss sich für uns nicht, weil wir weit und breit keine Burg erblicken konnten. Allerdings haben wir auch nicht explizit danach gesucht. Dafür gab es eine Waschmaschine, der wir gleich unsere stinkenden Radklamotten anvertraut haben.

Badezimmer gab es dafür nur eins. Nach dem Duschen machten wir uns auf in die City. Fürs Abendessen hatten wir schon vorher eine Pizzeria auserkoren. Leider gab es dort keine Nudeln, aber die Pizza war in Ordnung. Zum Salat wurden Industrie-Burger-Buns gereicht, das lausigste „Brot“, das ich jemals gegessen habe.

Da das Nachtleben in Tolmin zumindest mitten in der Woche wenig aufregend ist, haben wir uns für die Gestaltung des Abendprogramms eine Flasche Rotwein aus der Pizzeria mitgenommen. Die Verbindung von Gunthers Mobiltelefon mit dem TV-Gerät im Apartment hat heute gut geklappt. Eberhofers Grießnockerlaffäre wurde gegeben. Der slowenische Rotwein (Klet Brda - Quercus Cabernet Sauvignon 2023) hat uns nicht besonders angesprochen. Zum Anmachen von Salat oder zum Einlegen von Sauerbraten wäre das Zeug bestimmt brauchbar gewesen. Da wir aber weder das eine noch das andere heute noch vorhatten, entsorgten wir den größten Teil der Brühe im Ausguss.

 

Donnerstag, 10. Juli 2025, Fünfte Etappe

Tolmin (SLO) – Vipava (SLO), 73,7 km, 1574 hm , 1662 hm

Zum Frühstück haben wir die Pizzeria vom Vorabend ausgewählt… naja, viele Alternativen gab es in Tolmin sowieso nicht. Im Großen und Ganzen war das auch ok, nur leider wurden als Brot die gleichen erbärmlichen Burger-Buns wie am Vorabend serviert. Aber das konnte uns nicht die Laune vermiesen. Etwas besorgniserregend war hingeben der Zustand meines etwas betagten Continental RaceKing Vorderreifens, der offenbar bei der Bremsorgie am Vortag einige Stollen eingebüßt hatte und deshalb stellenweise das Reifengewebe sichtbar war. Vorsicht war also für die verbleibende Strecke angesagt, vor allem bergab.

Nachdem die üblichen morgendlichen Bedürfnisse befriedigt waren, ging es gegen 10:00 Uhr auf die Piste. Entspannt rollten wir auf einem tollen Radweg entlang der tiefblauen Idrijka, bis dieser an einem Bauernhof plötzlich aufhörte… nur ein Single Trial führte danach weiter, und der war selbst mit dem Mountainbike teileweise nur tragenderweise zu bewältigen, obwohl der Pfad nach wie vor sowohl auf Komoot als Radweg angegeben als auch als solcher beschildert war. Kein großes Problem für uns, aber für jemand, der mit Trekkingrad und Kinderanhänger unterwegs ist, könnte das schon eine Herausforderung sein.

Nach ein paar hundert Meter erreichten wir aber wieder fahrbares Terrain. Der Anstieg Richtung Iztokova Koca Pod Golaki (wohl dem, der sich solche Namen merken kann) begann zunächst gemütlich auf Asphalt, dann auf gut fahrbarem Schotter. 1000 Höhenmeter bewältigten wir so bei strahlendem Sonnenschein, nur gelegentlich stellte sich ein Viehzaun in den Weg. Außer einen desinteressierten Hund auf einem Bauernhof am Wegesrand haben wir während der ganzen Auffahrt niemand getroffen. Oben angekommen ging es etwa 7 Kilometer höhengleich auf einem Forstweg durch einen kühlen Wald. Meine Wasservorräte neigten sich dem Ende zu, deshalb war ich froh über eine Hütte am Wegesrand. Auf der Terrasse saß ein Rentnerehepaar, das den Weg beobachtete. Als ich nach Wasser fragte, wurde ich in die sehr urige Hütte eingeladen und durfte dort meine Wasserflaschen aus einem Kanister auffüllen. Der alte Herr sprach sogar etwas deutsch.

Auf der Abfahrt überholten wir eine Gruppe Mountainbiker. Beim Überholen schnappten wir ein paar deutsche Wortfetzen auf, und so vermuteten wir, dass es sich um die Gruppe des DAV Summit Club handeln könnte. In Vipava angekommen waren wir erst etwas schockiert. Das Nest schien sehr klein und verschlafen zu sein und wir machten uns Sorgen, ob wir hier ein adäquates Restaurant fürs wohlverdiente Abendmahl finden würden. So überlegten wir, ob wir nicht die gebuchten Zimmer stornieren und ins nächste Kaff weiterradeln sollten. Es war ja auch erst 16:00 Uhr. Zur Entscheidungsfindung entschieden wir uns, erstmal eine kleine Rundfahrt durchs Dorf zu machen. Abseits des Hauptplatzes fanden wir ein idyllisch gelegenes Restaurant, das sogar über einen Stern im Guide Michelin verfügte. Wir erachteten dieses als standesgemäß, reservierten einen Tisch und verwarfen die Idee, heute noch weiterzufahren. Stattdessen setzten wir uns in einen Biergarten auf dem Dorfplatz und bestellten bei der pfiffigen Bedienung zwei Pilsner Urquell und eine kleine Pizza gegen den kleinen Hunger.

Mangels Alternativen in dem kleinen Nest hatten wir zwei kleine Apartments in einer alten „Winery“ direkt am Dorfplatz gebucht. Die Oma, bei der wir eincheckten, war ziemlich hektisch. Mein Apartment war altbacken, fast schon antiquiert. Aber es war sauber, ausreichend groß und hatte sogar einen kleinen Balkon zum Hinterhof, in dem allerlei Gerümpel rumstand und der Opa des Hauses gerade den Tank eines Opel Ascona C aus den 80ern ausbaute. Entsprechend stank es auf dem Balkon nach Sprit. Gunthers Apartment war wohl ziemlich dunkel. Nach dem Duschen und Klamottenwaschen machten wir uns auf zum Abendessen. Der vorher verschlafene Dorfplatz war mittlerweile zum Leben erwacht. Kinder spielten Ball, die Bars und Kneipen rund um den Platz waren voll.

Das Restaurant Podfarovž liegt idyllisch an der Karstquelle des Flusses Vipava. Unser Tisch war auf der Terrasse, die wie ein Balkon übers Wasser gebaut ist. Von dort konnte man Fische springen sehen und gegen später auch Fledermäuse bei der Jagd nach Insekten beobachten. Wir entschieden uns für das Fünf-Gänge Degustationsmenü mit Weinverkostung von Weinen lokaler Winzer. Das Essen war toll und interessant angerichtet. Die Weinauswahl konnte uns aber nicht überzeugen.

Nach dem Motto „Bier auf Wein, das ist fein“ genehmigten wir uns am Dorfplatz noch ein Pilsner Urquell, bevor wir um 22:30 Uhr zu Bett gingen.

 

 

 

 

 

Freitag, 11. Juli 2025, Sechste Etappe

Vipava (SLO) – Piran (SLO), 77,8 km, 923 hm , 1007 hm

Die Oma war heute früh deutlich entspannter als am Vorabend und hatte ein tolles Frühstück nur für uns zwei aufgefahren. Der Frühstücksraum war allerdings ein dunkler und bedrückend wirkender Raum, anscheinend das Wohnzimmer der Vermieter. Draußen regnete es noch, aber laut Regenradar sollte der Regen in 30 Minuten aufhören. Um 9:30 Uhr brachen wir zur letzten Etappe auf. Ein paar Kilometer mussten wir auf einer vielbefahrenen Schnellstraße fahren, aber dann ließen wir den Verkehr hinter uns und fuhren ein kleines Asphaltsträßchen mit angenehmer Steigung etwa 400 Höhenmeter bergauf, durch die tolle, zunehmend mediterrane Landschaft. Am Lipizzaner Gestüt machten wir einen kleinen Stopp, sparten uns aber den Eintritt ins Gestüt. Für ein paar Blicke auf die edlen Rösser durch den Zaun nahmen wir uns jedoch Zeit.

Die Grenze zu Italien war gleich um die Ecke. Obwohl es da keinerlei Grenzeinrichtungen gab, konnten wir am Verkehrsaufkommen, der Hektik und vor allem am überall herumliegenden Wohlstandsmüll sofort erkennen, dass wir in Italien angekommen waren. Vor allem der herumliegende Müll erinnerte mich an meine Wahlheimat, dem Rheinland… zumindest diesbezüglich macht es Sinn, dass Köln auch die nördlichste Stadt Italiens genannt wird, auch wenn das Rheinland kulinarisch natürlich nicht mit Italien mithalten kann.

Mittlerweile kämpfte sich die Sonne durch die Wolken. Die Abfahrt nach Triest war unspektakulär. Im Großstadtverkehr von Triest auf der lausigen Radweg-Infrastruktur macht Radfahren keinen Spaß. Die originale DAV Trans-Slowenien-Tour endet hier, aber wir hatten bei der Planung beschlossen, unsere Tour stattdessen in einem beschaulicheren Ort etwa 40 km südlich von Triest enden zu lassen.

Der Radweg nach Piran verläuft zum großen Teil auf einer alten Bahntrasse. Die Sonne schien mittlerweile vom blauen Himmel und es war sehr warm. Die langen, kühlen Bahntunnel, durch die der Radweg führte, verschafften uns aber etwas Abkühlung. Um etwa 15:00 Uhr erreichten wir einen südlichen Stadteil von Piran, wo die Bettenburgen der großen Hotelketten standen. Unser Hotel war jedoch glücklicherweise in der pittoresken Altstadt, direkt am Hauptplatz.

Dort angekommen arbeiteten wir das schon traditionelle Prozedere ab: Ankunftsbilder machen, zuhause Anrufen, diverse Nachrichten auf Social Media an Freunde und Bekannte verschicken, ein paar Bier und die unvermeidlichen Spagetti Frutti Di Mare direkt am Strand… letztere reichten diesmal nicht ganz, um unserem Hunger vollständig Herr zu werden und vor allem der benebelnden Wirkung des Gerstensafts Paroli zu bieten. Deshalb wechselten wir das Etablissement und teilten uns, da wir ja am Meer waren, noch eine Pizza Frutti Di Mare, bevor wir im Arthotel Tartini eincheckten.

Das Hotel gefiel uns gut, die beiden Einzelzimmer waren sauber und extravagant gestaltet. Wäsche waschen fiel heute aus, dafür wollten wir vor dem Essen noch kurz in die Adria hüpfen. Mittlerweile regnete es zwar, aber das Meer war warm. Danach haben wir uns bei einem Rundgang durch die Altstadt ein Restaurant für unser Abschluss-Essen ausgesucht. Die ausgewählte Location akzeptierte aber leider keine Reservierungen. Bevor wir uns um 19:15 Uhr zum Abendessen trafen, war noch Zeit für mich, endliche eine neue Hose zum Vorzugs-Touristen-Preis zu ergattern… Stretch diesmal, das Ding muss ja wieder 25 Jahre passen!

Mit neuem Beinkleid und ohne eingequetschte Gedärme traf ich mich mit Gunther um 19:15 Uhr und wir machten uns gleich auf zum Piran Pirat Fisch Restaurant, wo wir uns nach der Vorspeise eine große Fischplatte für zwei Personen teilten. Wir ließen uns viel Zeit beim Essen. Vor der Bettruhe gönnten wir uns noch einen Mojito, der sich als würdiger Ersatz für den traditionellen Abschluss-Caipirinha erwies.

(https://de.wikipedia.org/wiki/Caipirinha)

 

Samstag, 12. Juli 2025, Rückreise

Piran (SLO) – Triest (I) – Villach (A) – Millstatt (A), 39,1 km, 357 hm , 396 hm

Das miese Wetter vom Vorabend hatte sich verzogen. Gunther ging vor dem Frühstück nochmal im Meer schwimmen. Nach dem guten Frühstück checkten wir um 11:00 Uhr aus und traten die Rückfahrt nach Triest an. Wir radelten auf nahezu dem gleichen Weg, auf dem wir am Vortag ankamen. Auf halber Strecke, nach etwa 20 Kilometer, erreichten wir Koper. Der schmucke Ort verfügt über einen großen Containerhafen. Die riesigen Containerschiffe im Hintergrund überragten die mittelalterliche Silhouette der Altstadt und wirken etwas deplatziert. Da wir sehr gut in der Zeit lagen, erlaubten wir uns noch ein Päuschen mit Eistee und Kaffee direkt am alten Hafen von Koper. Während wir dort saßen, zog sich der Himmel zu und es fing an zu regnen. Eine Regenlücke auf dem Regenradar nutzten wir zur Weiterfahrt nach Triest. Erst kurz vor Triest holte uns der Regen wieder ein… Zusammen mit dem Müll und dem chaotischen Verkehr zeigte sich die Stadt in einem recht schmuddeligen Licht. Ob der Name Triest vielleicht vom deutschen Wort „trist“ kommt? Passen würde das…

Wir erreichten den Bahnhof eine gute Stunde vor der geplanten Abfahrt unseres Zuges. Gunther hatte eine Möglichkeit gefunden, die Direktverbindung von Triest nach Villach online zu buchen und auch zu bezahlen. Normalerweise ist das bei der Italienischen Bahn nicht möglich… über das Portal der österreichischen Bundesbahn ging das aber. Die Zugverbindung war nicht nur etwa 100 Euro pro Person billiger als ein Shuttle, sondern auch noch 4 Stunden schneller. Etwa 25 Euro pro Nase, inklusive Fahrrad ist jedenfalls ein fairer Preis.

Eine nicht so leckere Pizzaschnitte auf die Hand half das Hungergefühl für die anstehende Zugfahrt im Zaum zu halten. Das Verladen unserer Fahrräder im Gepäckwagen konnten wir nicht mit ansehen. Ohne Rücksicht auf eventuelle Beschädigungen wurden die Räder übereinandergestapelt. Die Räder von Fahrgästen, die zuletzt aussteigen wollten (so wie wir), kamen ganz nach unten. Das macht logistisch natürlich Sinn, gefallen hat uns das aber trotzdem nicht. Die österreichische Grenzpolizei kontrollierte im Zug nur sporadisch, symbolisierte so aber das offensichtliche Ende des Schengen-Abkommens. Eine nennenswerte Verzögerung verursachte das aber nicht.

Im Zug blieb auch noch Zeit, eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Wir entschieden uns dafür, in Millstatt zu übernachten. Das Hotel Posthof erschien uns dafür passend, hatte noch freie Zimmer und war auch sehr günstig. Deshalb haben wir dort online zwei Zimmer gebucht.

In Villach nahmen wir gespannt unsere Fahrräder in Empfang. Erstaunlicherweise konnten wir an den Rädern keine nennenswerten Beschädigungen feststellen. Da unser Parkplatz in Villach nur ein paar hundert Meter von Bahnhof entfernt war, war die Fahrt dorthin schnell erledigt. Gunthers Auto stand dort unversehrt. Beim Montieren des Radträgers und dem Verladen der Fahrräder beeilten wir uns.

Das Navi führte uns erst zum Familienhotel Post in Millstatt, Eine Buchung für uns lag dort aber nicht vor. Die Dame an der Rezeption klärte das Missverständnis aber schnell auf. Wir hatten im Hotel nebenan, dem Posthof reserviert. Dieser war zwar nicht so hübsch und modern, aber für unsere Zwecke völlig ausreichend. Die Zimmer waren einfach ausgestattet und die Einrichtung war auch schon älter, geschätzt aus den Siebzigern, aber sie waren sauber.

Beim Duschen mussten wir uns sputen, damit wir noch etwas Warmes zum Abendessen bekamen. Wir wollten im Lindenhof speisen. -Den hatten wir von unserer Tour 2019 in guter Erinnerung. Ich freute mich schon auf das Kalbsrahmbeuschel (anderswo auch „Saure Lunge“ genannt) mit Knödel. Das Beuschel war aber leider ausverkauft. Den Zwiebelrostbraten, den ich stattdessen gewählt habe, hätte ich selbst ganz sicher deutlich besser hinbekommen. Gunther hatte bei seinem Schnitzel an der Qualität nichts zu meckern, war aber mit der Quantität unzufrieden. Alles in Allem hatten wir den Lindenhof in besserer Erinnerung, aber sei’s drum. In der Kino-Kneipe, die auf dem Weg zurück zum Hotel lag, tranken wir noch einen Absacker.

 

Sonntag, 13. Juli 2025, Heimfahrt

Das Frühstück im Hotel Posthof war üppig und gut. Unsere Fahrräder, die wir über Nacht nicht vom Radträger genommen hatten, waren auch noch da, und die Rückfahrt nach Ulm ging besser als erwartet. Das Navi lotste uns durch München, was sonntags meist besser ist als die Umfahrung über die A99. Mein Auto stand noch auf dem Parkplatz am Monte Muli. Nach dem Umladen der Räder verabschiedeten wir uns.

Meine Rückfahrt nach Köln verlief etwas zäh. Ein Stopp bei der „Halbzeit“ an der A8 bei Merklingen musste noch sein, um ein paar kulinarische Spezialitäten von der Alb mit zurück ins Rheinische Exil zu bringen. Ein paar Staus im weiteren Verlauf meiner Rückfahrt nervten etwas… Ferienverkehr halt.

 

Fazit:

Slowenien ist definitiv eine Reise wert, besonders mit dem Fahrrad. Tolle Landschaften, wenig Trubel, saubere Dörfer und Städte bleiben uns sicher in Erinnerung, besonders das Tal der Soča. Einige Abschnitte waren so verlassen, dass wir stundenlang niemand getroffen haben. Außerhalb von Ortschaften ist allerdings auch kaum Gastronomie zu finden. Wenn man das weiß und sich darauf einstellt, ist das aber kein Problem. Das war ja auf unseren Touren durch die französischen See-Alpen auch so.

Der Schiebe- und Trageanteil war dieses Jahr relativ gering. Das Wetter war zwar durchwachsen, aber durch die meist kurzen Tagesetappen hatten wir die Möglichkeit, auf Regenpausen zu warten. So sind wir nur selten richtig nass geworden.

Dass wir dieses Mal unsere tägliche Fahrleistung aus genannten Gründen deutlich reduziert haben, tat der Tour keinen Abbruch. Das soll aber natürlich nicht heißen, dass wir jetzt die Kapitulation vor dem Alter eingeläutet hätten. Nächstes Jahr wollen wir wieder angreifen. Vielleicht mit der Dolomiten-Tour, die Gunther schon für dieses Jahr ausgearbeitet hatte. Und hoffentlich auch wieder mit Seppl.

Für mich war die Tour dieses Jahr nur möglich, weil meine Lieblingsschwägerin während meiner Abwesenheit bei uns in Overath eingezogen ist, um Britta zu unterstützen. Das war toll und dafür kann ich nicht genug dankbar sein.

 

Die nackten Zahlen

 

Das Höhenprofil

 

Übersichtskarte

 

 

Gerd Wittmacher